1. Prädezisionale Motivationsphase – Abwägen
In dieser Phase der Motivation geht es um das Auswählen von Tendenzen. Es wird abgewägt, welche Motive günstig und welche Umstände vorteilhaft in Bezug auf das Erreichen des Ziels sind. Welche Risiken lohnt es sich, längerfristig gesehen, einzugehen?
Emotionale Prozesse spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie sind hilfreich bei der Bewertung von Ergebnissen und Abwägung von Prozessen, die wir vermeiden bzw. hervorrufen wollen. Meist stehen die Wünsche eines Menschen in keinem Verhältnis zu seinen Möglichkeiten und Ressourcen, weshalb es nötig ist eine Auswahl zu treffen und sich auf wenige Wünsche zu beschränken, um sich schlussendlich auf die Verwirklichung einer dieser Wünsche festzulegen.
2. Postdezisionale Volitionsphase – Planen
In dieser zweiten Phase der Motivation werden Handlungen ausgewählt, die auf das Ziel ausgerichtet sind. Es stellt sich die Frage, welchen Weg man gehen muss, um sein Ziel zu erreichen und dabei möglichst ökonomisch zu handeln. Unsere Erfahrungen und geistigen Kompetenzen helfen uns dabei. Die Qualität unserer Entscheidungen hängen dabei ganz maßgeblich davon ab, wie tief ein Sachverhalt durchdrungen und verstanden wurde.
Den Übergang von der Motivationsphase zur Planungsphase stellt die Entscheidung für ein ganz bestimmtes Motiv dar. Die Gewichtung der beiden Phasen durch den Menschen lässt Rückschlüsse darauf zu, wie Menschen „gepolt“ sind. Bei impulsiven Menschen fällt die Motivationsphase nur kurz und undeutlich aus. Bei sehr gründlichen Menschen hingegen fällt die Planungsphase deutlich umfangreicher aus.
In der Planungsphase geht es darum, den Weg zu planen, mit dem Sie Ihr Ziel erreichen möchten. Der Fokus der Aufmerksamkeit liegt nun auf der Frage, welche Schritte nötig sind, um Ihre Planung umzusetzen. Es stellt sich eine gewisse Immunität gegen neue Informationen ein, welche verhindert, dass Sie ein einmal gefasstes Ziel wieder in Frage stellen.
Es dreht sich in dieser Phase nicht mehr um Motivation oder die Frage ob ich ein Ziel erreichen möchte, sondern um Volition und die Frage danach, wie ich dieses Ziel erreiche. Dinge, die mich von diesem Ziel abbringen könnten, werden ausgeblendet.
3. Aktionale Volitionsphase – Handeln
In der dritten Phase werden zielgerichtete Handlungen ausgeführt. Hier werden teilweise sogar bewusst Stopppunkte eingeplant, denn diese Phase verlangt die meiste Energie. Vor allem bei jüngeren Kindern ist das der Fall. Man kann auch hier unterschiedliche Herangehensweisen feststellen.
Überlappen sich die zweite und die dritte Phase des Rubikon-Modells, erscheint das Handeln spielerisch oder experimentell, aber auch chaotisch und ungeplant. Experten hingegen können Handlungsmotive rasch gegeneinander abwägen und diese schnell in eine gekonnte Planung umzusetzen. Besonders deutlich erkennbar ist das bei Experten, die in dynamische Systeme intervenieren, wie zum Beispiel Lehrer. Zu Beginn ihrer pädagogischen Tätigkeit ist der Planungsaufwand enorm. Im Laufe der Zeit sinkt dieser rapide ab, weil aus Erfahrungen heraus gehandelt werden kann.
In der Handlungsphase müssen Sie Ihr Ziel im Auge behalten und dürfen sich nicht ablenken lassen. Andererseits ist es wichtig, auf Schwierigkeiten und Unvorhergesehenes flexibel reagieren und mit möglichen Misserfolgen umgehen zu können. In diesem Fall erhöhen Sie Ihre Anstrengung oder verändern Sie Ihr Ziel.
4. Postaktionale Motivationsphase – Bewerten
In dieser letzten Phase wird das Ergebnis der Handlung samt seiner Folgen bewertet. Besonders die Frage danach, ob das Motiv befriedigt werden konnte, stellt sich.
In der ersten und vierten Phase geht es eher um eine sanfte Betrachtung eines Ziels. In der zweiten und dritten Phase hingegen wird das Ziel unter dem harten Aspekt der Verwirklichung betrachtet.
Es wird bewertet, ob Sie ein Ziel erreicht haben oder nicht. Dazu gehört die Suche nach Erklärungen für Erfolg oder Misserfolg. Das Ergebnis dieser Bewertung hat Einfluss darauf, wie zukünftig Ziele geplant und verwirklicht werden.
Wie können Sie das Rubikonmodell nutzen?
Wie der Name schon sagt, ist das Rubikonmodell nur eine idealisierte Vorstellung menschlichen Handelns. Es ist unwahrscheinlich, dass Entscheidungen in der alltäglichen Realität immer in genau dieser Abfolge stattfinden.
Meist ist es sogar von Vorteil und wichtig, zwischen den Phasen hin- und herzuwechseln, z.B. wenn bei der Planung festgestellt wird, dass ein Ziel unrealistisch oder zu komplex ist, sodass Planen und Handeln gleichzeitig stattfinden müssen.
Das Rubikon-Modell kann Ihnen aber dabei helfen, entsprechende Strategien auszuwählen, um ein Ziel möglichst effizient zu erreichen:
- Kontrolle der Aufmerksamkeit: Behalten Sie Ihr Ziel im Auge und versuchen Sie, hinderliche Informationen auszublenden.
- Steigerung der Motivation: Halten Sie sich immer wieder vor Augen, wie wertvoll Ihr Ziel ist und wie wichtig es ist, dieses um jeden Preis zu erreichen.
- Emotionen im Griff behalten: Konzentrieren Sie sich nicht auf negative Aspekte bei der Planung und Ausführung, sondern lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die positiven Punkte, die Sie zufrieden und zuversichtlich machen.
- Umwelt im Auge haben: Stellen Sie sicher, dass Sie Ihrem Ziel ungestört nachkommen können und vermeiden Sie Umgebungen, die Sie an der Umsetzung Ihres Ziel hindern.