I. Studienordnung checken
Will man ein Auslandspraktikum planen, sollte der erste Blick in die Studienordnung der eigenen Universität bzw. in die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung des jeweiligen Bundeslandes (bspw. JAPrVO) gehen. Denn die Einhaltung der Vorgaben ist Voraussetzung dafür, dass das Praktikum auch anerkannt wird. Natürlich können nicht nur Pflichtpraktika sondern auch freiwillige Praktika im Ausland absolviert werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass manche Institutionen nur Praktikumsplätze vergeben, wenn das angestrebte Praktikum vom Studium vorgeschrieben wird (so z.B. das Auswärtige Amt).
Ggf. ist es auch ratsam, sich vor dem Praktikum mit dem jeweiligen Landesprüfungsamt in Verbindung zu setzen, um zu klären, ob das eigene Praktikum anerkannt werden kann.
II. Welche Möglichkeiten gibt es?
Die Möglichkeiten für ein Auslandspraktikum sind zahlreich. Neben dem Klassiker Auswärtiges Amt bieten auch internationale Organisationen oder Unternehmen Praktika an. Und natürlich kann man auch einige Wochen in eine ausländische Kanzlei hineinschnuppern.
1. Auswärtiges Amt
Das Auswärtige Amt bietet studienbegleitende Praktika an seinen Auslandsvertretungen an. Das Praktikum sollte dabei mindestens 6 Wochen und maximal 6 Monate dauern. Prinzipiell kann man sich auf jede der über 200 Auslandsvertretungen bewerben, allerdings werden für bestimmte Standorte Orts- und oder Sprachkenntnisse vorausgesetzt.
2. Institutionen der EU
Wer seinen Schwerpunkt im Europarecht absolviert oder sich einfach nur für Politik und die EU interessiert, kann sein Praktikum auch bei den Organen der Europäischen Union absolvieren.
Auch die UN (Vereinte Nationen) bietet zahlreiche Praktikumsmöglichkeiten auf der ganzen Welt. Diese sind in vielen Organisationen der UN möglich, etwa bei der Weltbank, der WTO, UNICEF, WHO und natürlich im UN Headquarter.
Je nach Organisation sind auch die Anforderungen anders: Oftmals stehen die Praktika nur Graduates zu Verfügung, bzw. Studenten, die seit mindestens 4 Jahre studieren. Teilweise werden zudem Beschränkungen auf bestimmte Studienfächer vorgenommen. Erfreulicherweise ist unter diesen Fachgebietsbeschränkungen Jura (fast) immer dabei, sodass sich vielseitige Möglichkeiten bieten.
3. Praktikumsvermittlung über ELSA
Schließlich bietet die European Law Student’s Association (ELSA) die Möglichkeit, über das STEP-Programm einen geeigneten Praktikumsplatz auf der ganzen Welt zu finden. Der Vorteil daran – ELSA begleitet die Suche und Vorbereitung. Der Nachteil daran – das Programm steht nur für ELSA-Mitglieder offen. Allerdings ist es kein Problem, über die jeweilige ELSA-Univereinigung Mitglied zu werden.
III. Gute Vorbereitung ist alles
Nachdem man nun sein Wunschpraktikumsplatz gefunden hat, kommt der etwas mühseligere Teil: Bewerbungen und – falls man genommen wird – die Vorbereitung. Dabei sollte nicht unterschätzt werden, wie zeitaufwändig diese beiden Punkte sein können. Nicht selten enden die Bewerbungsfristen schon Monate vor dem gewünschten Praktikumszeitraum, sodass eine entsprechende vorausschauende Planung notwendig ist.
Hinzu kommt, dass gerade bei den europäischen und internationalen Organisationen die Bewerberzahlen um ein Vielfaches höher sind als die vorhandenen Plätze. Schließlich interessieren sich für diese Plätze Studierende aus der ganzen Welt. Deshalb ist es wichtig, in die eigene Vorbereitung auch Alternativen mit einzuplanen.
Hat man schließlich seinen Wunschpraktikumsplatz ergattert, so geht es an die Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes. Je nach Aufenthaltsort fallen diese unterschiedlich aufwendig aus: Wohnungssuche, Anreise, Schutzimpfungen, usw.
Schließlich sollte ein ganz zentraler Punkt nicht vergessen werden: die Finanzierung. Einige Praktika werden vergütet, viele jedoch nicht. Nicht jeder kann einen mehrwöchigen Auslandsaufenthalt aus eigener Tasche bezahlen, und nicht jeder hat wohlhabende Eltern, die dies übernehmen (können). Doch auch in einem solchen Fall muss man nicht gleich den Kopf in den Sand stecken.
So gibt es die Möglichkeit der Finanzierung über Stipendien, beispielsweise ein Stipendium des DAAD oder eine Förderung über das Carlo-Schmid-Programm. Auch eine Finanzierung über Auslands-BaföG ist möglich.
IV. Fazit
Auslandserfahrungen sind zwar nicht zwingend notwendig, können aber viele Türen öffnen. Vor allem aber geben sie einem die Möglichkeit, ein neues Land kennenzulernen und Sprachkenntnisse zu verbessern. Ein Praktikum im Ausland ist eine hervorragende Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen und das eigene Profil zu verbessern. Die Weg zur Wunschstelle kann zwar steinig sein, doch er wird sich lohnen.