Die persönlichkeitsorientierten Kriminalitätstheorien

Die persönlichkeitsorientierten Kriminalitätstheorien

Woher kommt Kriminalität? Unterschiedlichste Kriminalitätstheorien versuchen dieser Frage nachzugehen und kommen zu divergierenden Ergebnissen. Im Großen und Ganzen kann man diese Theorien in die Gruppen der persönlichkeitsorientierten, gesellschaftsbezogenen sowie in Mehrfaktorenansätze untergliedern. Alle Ansätze sind wichtige Bestandteile kriminologischer Klausurfragestellungen. Dieser Beitrag enthält einen Überblick über die wichtigsten persönlichkeitsorientierten Kriminalitätstheorien.
Persönlichkeitsorientierte Kriminalitätstheorien
Lecturio Redaktion

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04.01.2024

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Inhalt

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I. Die biologischen Theorien

Insbesondere historisch sehr bedeutsam sind die biologischen Ansätze. In ihrer Grundidee haben diese gemein, dass sie den Ursprung für Kriminalität in der Persönlichkeit des Täters selbst sehen. Einige dieser Ansätze muten aus heutiger Perspektive etwas seltsam an. Für die damalige Zeit waren sie dennoch ein wichtiger Schritt, vor allem für die allgemeine Entwicklung eines kriminologischen Forschungsfeldes überhaupt.

1. Der geborene Verbrecher

Als einer der ersten, die den Versuch wagten, Verbrecher und gesetzestreue Menschen voneinander aufgrund von empirischen Daten zu unterscheiden, gilt der italienische Mediziner Cesare Lombroso.

Er verglich die äußeren körperlichen Merkmale von Gefangenen miteinander und versuchte so Typen zu ermitteln, die von Geburt an determiniert waren, Verbrecher zu werden. Diese äußeren Merkmale sollten so eindeutig sein, dass man Verbrecher erkennen konnte, schon bevor sie eine erste Tat verübt hatten. Als Beispiele wollte Lombroso bei Verbrechern große Kiefer, asymmetrische Gesichtszüge oder große Hände und Füße erkannt haben.

Schon zu Lebzeiten musste er sich jedoch heftiger Kritik aussetzen, schon allein aufgrund seiner methodischen Fehler, von denen am meisten heraussticht, dass er schlicht keine Vergleichsgruppe zu den Verbrechern bildete. Ob also breite Kiefer oder große Hände in der Normalbevölkerung ebenso häufig vorkamen, wie bei den untersuchten Verbrechern, hat Lombroso nicht beachtet.

Lombrosos Verdienst für die empirische Forschung bleibt aber bis heute unumstritten, zumal er sich von einigen seiner Thesen später auch leicht löste.

2. Das Y-Chromosom und die phosphathaltige Ernährung

In den 1960er Jahren sorgte eine Untersuchung für großes Aufsehen, die behauptete, das sogenannte Mörderchromosom gefunden zu haben. Insgesamt nahm man an, dass bei Männern ein überzähliges Y-Chromosom zu erhöht aggressivem und kriminellem Verhalten führe.

So populär diese These zu Beginn war, gelang der empirische Beweis am Ende nicht. Nur 0,1 % der Gesamtbevölkerung und nur 1 % der gefährlichen Gewaltverbrecher hatten ein weiteres Y-Chromosom. Basierend auf diesen Daten konnte sich die Theorie letztlich nicht ernsthaft halten.

Ähnlich erging es in der 1970er Jahren der Theorie, welche besonders phosphatreiche Ernährung als kriminalitätsfördernd ansah. Der empirische Beweis konnte auch hier nicht stichhaltig geführt werden.

3. Zwillings- und Adoptionsforschung

Interessantere Ergebnisse ergaben und ergeben sich auch aktuell immer noch aus der Zwillings- und Adoptionsforschung.

Bei der Zwillingsforschung werden regelmäßig eineiige und zweieiige Zwillinge meist über Jahrzehnte verglichen.

Bei den eineiigen Probanden wurde teilweise eine bis zu vier Mal höhere Übereinstimmung im kriminellen Verhalten (sogenannte Konkordanzziffer) zu den zweieiigen Zwillingen festgestellt. Daraus ließe sich natürlich der Schluss ziehen, Kriminalität sei genetisch veranlagt.

Doch auch dieser zunächst scheinbar einleuchtende Befund muss sich stark hinterfragen lassen. Abgesehen davon, dass die Probandengruppe aufgrund der Schwierigkeiten passende Zwillingspaare zu finden relativ klein war, werden Zwillinge generell von ihrem sozialen Umfeld häufig sehr ähnlich behandelt. Eine größere Wirkung von Umwelteinflüssen als die bloße Verwandtschaft kann also nicht ausgeschlossen werden.

Einerseits um dem Problem zu entgehen, andererseits aber auch um einen Einfluss von Umwelteinflüssen nachweisen zu können, hat man ähnliche Untersuchungen an Adoptivkindern durchgeführt. Dabei wurde die Delinquenz sowohl des biologischen, als auch des Adoptivvaters festgestellt um erkennen zu können, ob die Entwicklung des Adoptivkindes eher auf Umwelteinflüssen oder auf biologischen Einflüssen beruht.

Auch hier scheinen die Ergebnisse den biologischen Theorien zunächst recht zu geben. Denn tatsächlich wiesen die Kinder mit einem kriminellen biologischen Vater eine höhere kriminelle Belastung auf. Die höchste Delinquenz trat bei krimineller Belastung beider Väter auf.

Daraus zogen die Forscher den Schluss, dass Kriminalität aus einem Zusammenwirken von biologischen und Umwelteinflüssen entsteht. Als Kritikpunkt wurde an der Adoptionsforschung generell angebracht, dass nicht klar wurde, inwiefern sich das Wissen um die Kriminalität der biologischen Väter bei den Adoptivvätern auf deren Verhalten gegenüber dem Adoptivkind ausgewirkt hat und wie sich dies letztendlich auf die kriminelle Karriere des Kindes auswirken konnte.

Insgesamt kann festgehalten werden, dass der Erkenntniswert der Adoptions- und Zwillingsforschung eher gering ausfällt. Dass Kriminalität ein Zusammenwirken von Umwelt und Biologie sein kann, ist ein Gedanke, der erstens naheliegt und zweitens schon rund hundert Jahre zuvor ohne irgendeine Forschung geäußert wurde. Dennoch sind zumindest die empirischen Erkenntnisse interessant und können wenigstens als Argument für die Richtigkeit einer Theorie von mehreren zusammenwirkenden Faktoren herhalten.

4. Modernere biologische Ansätze

Auch aktuell gibt es einige Forschungen, die sich mit biologischen Ursachen für Kriminalität beschäftigen, wenn auch mittlerweile auf einer wesentlich komplexeren und differenzierteren Ebene. Abschließende Beurteilungen zur Stichhaltigkeit dieser Theorien lassen sich größtenteils noch nicht erbringen. Die Forschung auf diesem Gebiet kann also weiterhin mit Aufmerksamkeit verfolgt werden.

5. Schizophrenie

Die Forschung zum Zusammenhang zwischen Schizophrenie und Kriminalität steckt noch in den Kinderschuhen. Schon jetzt kann aber festgehalten werden, dass bei Vermögens- oder Eigentumsdelikten eine relativ kleinere Gruppe von Verbrechern unter Schizophrenie litten.

Bei Gewaltverbrechen hingegen zeichnete sich eine deutlich stärkere Belastung von Verbrechern mit Schizophrenie ab. Weiterhin stellten sich die Taten häufig als äußerst brutal oder grausam dar.

6. Neurochemische Einflüsse

Immer wieder wird auch der Zusammenhang zwischen Kriminalität und dem Hormonhaushalt diskutiert. Insbesondere das männliche Sexualhormon Testosteron spielt dabei eine wichtige Rolle. Ungeklärt ist aber bis jetzt, ob aggressives Verhalten eine vermehrte Testosteronausschüttung zur Folge hat oder andersherum die Testosteronausschüttung aggressives Verhalten fördert. Der Nachweis bezüglich Ursache und Wirkung steht insoweit noch aus.

Ganz ähnlich ist es beim Neurotransmitter Serotonin. Dabei ist nachgewiesen, dass ein geringer Serotoninspiegel die Impulsivität erhöht. Wovon aber genau die Schwankung des Serotoninspiegels abhängig ist, wurde noch nicht geklärt.

II. Psychologische Theorien

Neben Theorien, die an biologische Ursachen anknüpfen, gibt es natürlich auch Ansätze, die die Ursachen für Kriminalität in der Psyche der Täter suchen.

1. Das Persönlichkeitsmodell nach Sigmund Freud

Sigmund Freud ging in seiner Theorie von einer Dreiteilung der menschlichen Psyche aus:

  → das „ES“ (welches die Triebe und das Verdrängte speichert)

            → das „ÜBER-ICH“ (das Gewissen)

            → das „ICH“ (Vermittlungsinstanz zwischen „Es“ und „Über-Ich“)

Nach Freuds Ansicht wird der Mensch grundsätzlich als asoziales Wesen (sprich: geborener Verbrecher) geboren. Dies wird aber durch eine konsistente Erziehung behoben.

Ist die Erziehung fehlerhaft, so kann das „Ich“ nicht mehr zureichend zwischen „Es“ und „Über-Ich“ vermitteln. Sind dann entweder „Es“ oder „Über-Ich“ zu dominant, kommt es zur Kriminalität.

Später fügte Freud, basierend auf der Idee des Ödipuskomplexes, die Theorie hinzu, dass jeder Mensch sich schuldig fühle und durch die der Straftat folgende Strafe Befriedigung suche.

Obwohl theoretisch interessant, ist die Brauchbarkeit dieser Ansätze für die Kriminalwissenschaften begrenzt, da schlicht kein empirischer Nachweis erbracht werden kann.

2. Sündenbocktheorie

Auf Basis der Freudschen Theorie wurde später auch die Sündenbocktheorie entwickelt. Diese besagt, dass die Gesellschaft Verbrecher brauche, um ihre eigene Schuld auf ihnen abzuladen und ihre Lust nach Strafe zu befriedigen.

Interessant wird diese Theorie freilich bei der Betrachtung spezieller Vorkommnisse, wie beispielsweise der Verfolgung religiöser Minderheiten. Für die Erklärung allgemeiner Kriminalität ist sie jedoch kaum relevant.

III. Die Lerntheorien

Eine wichtige Rolle bei den kriminologischen Theorien spielen die sogenannten Lerntheorien. Diese können wiederum unterkategorisiert werden.

1. Klassische und operante Konditionierung

Jeder kennt das Experiment von Pawlow und seinem Hund, das den Zusammenhang zwischen Reiz und Reflex nachweisen solle. Pawlow schloss daraus, dass auch beim Menschen Reflexe durch Lernbedingungen beeinflusst werden können (klassische Konditionierung). Entsprechend könnte Kriminalität erlerntes Reflexverhalten in bestimmten Situationen darstellen.

Die operante Konditionierung geht vom „Lernen am Erfolg“ aus, also von einem Erfolg, der aus dem Handeln des Probanden entsteht. Der Verbrecher könnte also seinen einmal errungenen Erfolg als Anreiz zu weiteren Taten nehmen.

2. Sozialkognitive Lerntheorie

Der bekannte Psychologe Bandura entwickelte die Theorie des sozialkognitiven Lernens, bei der er davon ausging, dass (kriminelles) Verhalten durch Beobachtung und Nachahmung erlernt wird. Besonders interessant ist dieser Ansatz, wenn man beleuchtet, welche Wirkungen der Konsum von gewalthaltigen Medien entfaltet.

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Simon Veiser beschäftigt sich seit 2010 nicht nur theoretisch mit IT Service Management und ITIL, sondern auch als leidenschaftlicher Berater und Trainer. In unterschiedlichsten Projekten definierte, implementierte und optimierte er erfolgreiche IT Service Management Systeme. Dabei unterstützte er das organisatorische Change Management als zentralen Erfolgsfaktor in IT-Projekten. Simon Veiser ist ausgebildeter Trainer (CompTIA CTT+) und absolvierte die Zertifizierungen zum ITIL v3 Expert und ITIL 4 Managing Professional.

Dr. Frank Stummer

Dr. Frank Stummer ist Gründer und CEO der Digital Forensics GmbH und seit vielen Jahren insbesondere im Bereich der forensischen Netzwerkverkehrsanalyse tätig. Er ist Mitgründer mehrerer Unternehmen im Hochtechnologiebereich, u.a. der ipoque GmbH und der Adyton Systems AG, die beide von einem Konzern akquiriert wurden, sowie der Rhebo GmbH, einem Unternehmen für IT-Sicherheit und Netzwerküberwachung im Bereich Industrie 4.0 und IoT. Zuvor arbeitete er als Unternehmensberater für internationale Großkonzerne. Frank Stummer studierte Betriebswirtschaft an der TU Bergakademie Freiberg und promovierte am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe.

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Sobair Barak hat einen Masterabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen absolviert und hat sich anschließend an der Harvard Business School weitergebildet. Heute ist er in einer Management-Position tätig und hat bereits diverse berufliche Auszeichnungen erhalten. Es ist seine persönliche Mission, in seinen Kursen besonders praxisrelevantes Wissen zu vermitteln, welches im täglichen Arbeits- und Geschäftsalltag von Nutzen ist.

Wolfgang A. Erharter

Wolfgang A. Erharter ist Managementtrainer, Organisationsberater, Musiker und Buchautor. Er begleitet seit über 15 Jahren Unternehmen, Führungskräfte und Start-ups. Daneben hält er Vorträge auf Kongressen und Vorlesungen in MBA-Programmen. 2012 ist sein Buch „Kreativität gibt es nicht“ erschienen, in dem er mit gängigen Mythen aufräumt und seine „Logik des Schaffens“ darlegt. Seine Vorträge gestaltet er musikalisch mit seiner Geige.

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Holger Wöltje ist Diplom-Ingenieur (BA) für Informationstechnik und mehrfacher Bestseller-Autor. Seit 1996 hat er über 15.800 Anwendern in Seminaren und Work-shops geholfen, die moderne Technik produktiver einzusetzen. Seit 2001 ist Holger Wöltje selbstständiger Berater und Vortragsredner. Er unterstützt die Mitarbeiter von mittelständischen Firmen und Fortune-Global-500- sowie DAX-30-Unternehmen dabei, ihren Arbeitsstil zu optimieren und zeigt Outlook-, OneNote- und SharePoint-Nutzern, wie sie ihre Termine, Aufgaben und E-Mails in den Griff bekommen, alle wichtigen Infos immer elektronisch parat haben, im Team effektiv zusammenarbeiten, mit moderner Technik produktiver arbeiten und mehr Zeit für das Wesentliche gewinnen.

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Frank Eilers ist Keynote Speaker zu den Zukunftsthemen Digitale Transformation, Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit. Er betreibt seit mehreren Jahren den Podcast „Arbeitsphilosophen“ und übersetzt komplexe Zukunftsthemen für ein breites Publikum. Als ehemaliger Stand-up Comedian bringt Eilers eine ordentliche Portion Humor und Lockerheit mit. 2017 wurde er für seine Arbeit mit dem Coaching Award ausgezeichnet.

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Yasmin Kardi ist zertifizierter Scrum Master, Product Owner und Agile Coach und berät neben ihrer Rolle als Product Owner Teams und das höhere Management zu den Themen agile Methoden, Design Thinking, OKR, Scrum, hybrides Projektmanagement und Change Management.. Zu ihrer Kernkompetenz gehört es u.a. internationale Projekte auszusteuern, die sich vor allem auf Produkt-, Business Model Innovation und dem Aufbau von Sales-Strategien fokussieren.

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Leon Chaudhari ist ein gefragter Marketingexperte, Inhaber mehrerer Unternehmen im Kreativ- und E-Learning-Bereich und Trainer für Marketingagenturen, KMUs und Personal Brands. Er unterstützt seine Kunden vor allem in den Bereichen digitales Marketing, Unternehmensgründung, Kundenakquise, Automatisierung und Chat Bot Programmierung. Seit nun bereits sechs Jahren unterrichtet er online und gründete im Jahr 2017 die „MyTeachingHero“ Akademie.

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Als akkreditierter Trainer für PRINCE2® und weitere international anerkannte Methoden im Projekt- und Portfoliomanagement gibt Andreas Ellenberger seit Jahren sein Methodenwissen mit viel Bezug zur praktischen Umsetzung weiter. In seinen Präsenztrainings geht er konkret auf die Situation der Teilnehmer ein und erarbeitet gemeinsam Lösungsansätze für die eigene Praxis auf Basis der Theorie, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Da ihm dies am Herzen liegt, steht er für Telefoncoachings und Prüfungen einzelner Unterlagen bzgl. der Anwendung gern zur Verfügung.

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Alexander Plath ist seit über 30 Jahren im Verkauf und Vertrieb aktiv und hat in dieser Zeit alle Stationen vom Verkäufer bis zum Direktor Vertrieb Ausland und Mediensprecher eines multinationalen Unternehmens durchlaufen. Seit mehr als 20 Jahren coacht er Führungskräfte und Verkäufer*innen und ist ein gefragter Trainer und Referent im In- und Ausland, der vor allem mit hoher Praxisnähe, Humor und Begeisterung überzeugt.