I. Online oder Präsenz?
Die erste Frage, die du dir bei der Wahl des richtigen Reps stellen solltest, ist, ob du lieber online oder in präsenz teilnehmen möchtest. Wir erklären die jeweiligen Vorteile von Präsenz- und Onlineangeboten.
Zudem bieten mittlerweile auch einige Repetitorien die Möglichkeit, nach Wahl in Präsenz oder Online teilzunehmen.
1. Vorteile von Präsenz-Repetitorien
Obwohl die Möglichkeit eines Online-Repetitoriums zunächst sehr verlockend klingt, können die Präsenz-Angebote mit einigen Vorteilen aufwarten. Ein solcher besteht zunächst in dem Lernerlebnis in der Gruppe. Während man bei einem Online-Repetitorium allein vor dem hauseigenen Bildschirm lernt, ist man hier einer von mehreren Kursteilnehmern. Mit den Kommilitonen findet in der Regel ein reger Austausch durch gemeinsame Falllösungen und die dabei entstehenden Diskussionen statt.
Dieser Austausch kann einem einerseits die Angst vor den Prüfungen nehmen, weil man sieht, dass auch die Mitstreiter noch nicht alles wissen und ihre individuellen Stärken und Schwächen haben. Andererseits ist man auch einem gewissen Gruppenzwang ausgesetzt, sich auf die jeweiligen Sitzungen gut vorzubereiten, um sich vor seinen Leidensgenossen nicht die Blöße zu geben. Dies kann für den Lernerfolg sehr förderlich sein.
Außerdem finden Präsenz-Repetitorien zu festen Zeiten statt. Damit ist man gezwungen, zu den jeweiligen Terminen zu erscheinen, um den Anschluss nicht zu verpassen. Dies ist für Studierende vorteilhaft, denen es schwer fällt, sich selbst zu disziplinieren und die froh über eine Strukturierung ihres Lernalltags sind.
2. Vorteile von Online-Repetitorien
Den angesprochenen Punkten haben Online-Repetitorien jedoch einiges entgegenzusetzen. Zwar hat man hier keinen direkten Kontakt zu anderen Studierenden, es gibt jedoch teilweise die Möglichkeit, sich mittels eines Forums auszutauschen.
Außerdem führt die zeitliche Flexibilität der Onlineangebote dazu, dass man seinen Tagesablauf für die Examensvorbereitung nicht grundlegend umstrukturieren muss. Während der eine in den Vormittagsstunden am aufnahmefähigsten ist, lernt der andere lieber am späten Nachmittag oder gar nachts. Damit stellen sie insbesondere für Studenten, die einem Nebenjob nachgehen oder durch private Verpflichtungen stark eingebunden sind, eine lohnenswerte Alternative dar.
Darüber hinaus wohnt nicht jeder am Standort seiner Uni. Viele müssen aufgrund hoher Mietpreise jedes Mal weite Wege zurücklegen. Präsenz-Repetitorien werden jedoch entweder direkt in der Uni oder zumindest in der jeweiligen Stadt angeboten. Warum nicht lieber bequem von Zuhause aus lernen, statt zu jeder Rep-Veranstaltung erst mit Bus, Bahn oder Auto anzureisen? Für pendelnde Studierende ist die örtliche Flexibilität des Online-Repetitoriums damit auf jeden Fall ein entscheidender Vorteil.
Und selbst wenn einmal eine längere Bahnfahrt anstehen sollte, schaffen die Onlineangebote Abhilfe. Durch die Möglichkeit, das Repetitorium auch auf dem Tablet oder Smartphone anschauen zu können, muss keine Minute ungenutzt für die Prüfungsvorbereitung bleiben.
Das Konzept ist also super: Lernen was, wann und wo man möchte.
Ein weiterer Punkt ist die Möglichkeit, den Repetitor auch einmal zu unterbrechen. Im Präsenz-Repetitorium unhöflich, funktioniert dies im Online-Rep ganz einfach mit der Pause-Taste. Hat man etwas nicht verstanden, kann man noch einmal zurück spulen oder kurz in seinen Unterlagen nachlesen.
So klären sich Fragen meist unmittelbar von selbst, wohingegen man sich bei Präsenzveranstaltungen erst melden und so den Unterrichtsfluss unterbrechen muss. Schüchterne Menschen, denen es unangenehm ist, vor anderen Studenten eine Frage zu stellen, profitieren hiervon besonders. Außerdem hat man auch innerhalb eines Online-Repetitoriums meist die Möglichkeit, bei dem jeweiligen Dozenten nachzuhaken. Dies ist etwa im Rahmen einer Kommentarfunktion möglich.
Bleiben noch Unklarheiten, kann man sich die Lerneinheit im Online-Rep einfach erneut anschauen. Dies ist im Präsenz-Repetitorium logischerweise nicht möglich. Hier kann man nur versuchen, die Unterrichtsstunde anhand seiner Notizen nachzuvollziehen.
Weiterhin ist auch der Kostenfaktor zu nennen. Onlineangebote sind häufig wesentlich günstiger als diejenigen der kommerziellen Präsenz-Repetitorien.
Bei Lecturio hat man die Wahl, ob man einzelne Kurse oder einen Komplettkurs zur Examensvorbereitung buchen möchte. Dies ist eine gute Möglichkeit für Nachwuchsjuristen, die sich in einem Rechtsgebiet sicher fühlen und sich hier eine eigenständige Vorbereitung zutrauen, in anderen aber noch große Lücken aufweisen.
II. Kommerziell oder universitär?
Die zweite wichtige Frage lautet: Möchte man ein kommerzielles Repetitorium bezahlen und ist bereit dafür viel Geld zu bezahlen, oder soll es lieber die kostenfreie universitäre Variante sein?
1. Vor- und Nachteile des kommerziellen Repetitoriums
Ein Nachteil ist zunächst ihr immenser Kostenfaktor. Gut und gerne 2.000 € zahlt man für einen Komplettkurs. Viele Studierende haben dieses Geld jedoch nicht zur Verfügung.
Darüber hinaus hat man im Rahmen eines privaten Präsenz-Repetitoriums so gut wie keine freie Zeiteinteilung. Zwei- bis dreimal pro Woche finden die Kurse statt und ohne den regelmäßigen Besuch verliert man schnell den Anschluss. Hinzu kommt, dass der Stoff auch zwischen den einzelnen Terminen nachbereitet werden muss, da man ansonsten allenfalls einen sehr geringen Nutzen aus ihnen zieht. Dadurch ist man letztendlich gezwungen, den Lernplan des Repetitoriums bei seiner Examensvorbereitung einzuhalten.
Außerdem wird man in der Regel in den verschiedenen Rechtsgebieten auch mit unterschiedlichen Repetitoren konfrontiert. Dabei ist von vornherein klar, dass jeder Kursleiter anders ist. Natürlich kann man Glück haben und von den Erklärungen aller Lehrenden stark profitieren, weil sie gute didaktische Fähigkeiten haben und man mit ihrem Unterrichtsstil wunderbar zurechtkommt. Genauso gut ist es aber möglich, dass man mit der Art eines Repetitors nicht viel anfangen kann. Dennoch werden die meisten Studierenden auch die Veranstaltungen einer ungeliebten Lehrkraft im Rahmen des kommerziellen Reps besuchen – schließlich hat man ja dafür bezahlt.
Die Werbemittel der kommerziellen Anbieter vermitteln einem außerdem, dass viele ihrer zufriedenen Kunden ihr Studium mit einem Top-Abschluss krönen. Hierdurch kann bei Studierenden schnell der Eindruck entstehen, dass allein der Besuch der Kurse ausreicht, um die Prüfungen erfolgreich zu meistern. Bei manchen Naturtalenten mag dies auch der Fall sein und selbstverständlich gibt es viele Repetitoriumsbesucher, die das Examen mit Bravour meistern. Dazu gehört aber meistens ein hohes Maß an Eigeninitiative. Auch bei einem kommerziellen Repetitorium muss man kosequent nacharbeiten und wiederholen, um am Ende ein vernünftiges Ergebnis zu erzielen. Das Lernen nimmt dir niemand ab!
Ein großer Vorteil ist das umfangreiche Material, das einem zur Verfügung gestellt wird. Während man sonst auf sich allein gestellt ist, erhält man hier zahlreiche Fälle, Schemata und Ähnliches, die einem das Leben während der Vorbereitung erheblich erleichtern. Auch wenn die Menge oft erschlagend wirkt, bietet es eine sehr gute Grundlage, um sich den Stoff zu erarbeiten.
Außerdem lebt das private Repetitorium vom Meinungsaustausch. Hier kann man unter Anleitung des Kursleiters Fragen stellen und sich an Diskussionen und Falllösungen beteiligen. Dies verhindert, dass man sich nur vom Unterricht berieseln lässt, wobei dieser Aspekt natürlich von der jeweiligen Gruppengröße abhängt. Hinzukommend fördert dies die aktive Auseinandersetzung mit dem Lernstoff.
Ferner enthalten die privaten Angebote teilweise auch einen eigenen Klausurenkurs, der parallel zu demjenigen an der Universität genutzt werden kann.
2. Vor- und Nachteile des Unireps
Unireps sind eine recht neue “Erfindung” und bisher auch noch nicht an jeder Universität vorhanden. Aber dort, wo es sie gibt, sind sie in jedem Fall einen Blick wert! Die Ausgestaltung ist überall unterschiedlich, sodass es schwer ist, allgemeingültige Vor- und Nachteile zu nennen.
Der wohl größte Vorteil des Unireps ist die Tatsache, dass es kostenlos besucht werden kann. Allerdings bietet es dafür oft auch nicht so viele zusätzliche Materialien, sodass meist noch Skripte, Lehrbücher u.ä. zusätzlich erworben werden müssen.
Die Dozierenden im Unirep sind häufig Professoren oder wissenschaftliche Mitarbeiter, die u.U. zu einem wissenschaftlich vertiefenden Unterricht neigen, der für die Prüfungsvorbereitung nur bedingt von Nutzen ist. Allerdings gibt es natürlich auch Unireps mit sehr fall- und klausurbezogenem Unterricht! Zudem sind die Professoren i.d.R. auch diejenigen, die die Klausuren im Examen stellen und bewerten, sowie die mündlichen Prüfungen abnehmen.
Der Ablauf des Unireps ist meist ähnlich, wie im kommerziellen Repetitorium. An zwei bis drei Tagen in der Woche findet das Repetitorium statt, die anderen Tage sind zur eigenen Vor- und Nachbereitung sowie Wiederholung gedacht.
I.d.R. wird das Unirep durch einen Klausurenkurs ergänzt, in dem häufig Originalklausuren aus den letzten Jahren gestellt werden. Dies bietet natürlich einen riesigen Vorteil für die eigene Examensvorbereitung, da man sein Wissen so am besten überprüfen kann.
An manchen Universitäten gibt es auch Probeexamina oder Simulationen für die mündliche Prüfung. Auch diese Angebote solltest du dir näher anschauen.
III. Staatsexamen ohne Repetitorium?
Die Frage, die man sich eigentlich zuallererst stellen sollte, ist, ob man überhaupt ein Repetitorium zur Examensvorbereitung besuchen möchte. Viele Studenten erzielen auch mit der Examensvorbereitung ohne Repetitorium ausgezeichnete Ergebnisse.
Wenn eine Vorbereitung ohne Repetitorium in Erwägung gezogen wird, solltest du dir folgende vier Fragen stellen:
1. Kann ich mich ausreichend disziplinieren?
Wenn man sich für die Examensvorbereitung ohne ein Repetitorium entscheidet, sollten man sich bewusst sein, dass man sich den Stoff selbst einteilen und einen eigenen Zeitplan einhalten muss. Da man die einzige Person ist, die den Lernfortschritt kontrollieren kann, muss man dazu erheblich mehr Disziplin aufbringen, als wenn man sich regelmäßig zu festen Zeiten innerhalb eines Repetitoriums trifft und das Wissen durch die Nachfragen des Repetitors geprüft wird.
2. Möchte ich allein oder in einer Gruppe lernen?
Sieht man sich eher als ein Individualist, dem es am liebsten ist, sich beim Lernen ganz auf sich selbst zu verlassen und niemandem Rechenschaft abzulegen? Dann scheint die Examensvorbereitung ohne Repetitorium grds. eine geeignete Alternative zu sein. Oder benötigen man den regelmäßigen Austausch mit Leidensgenossen, um sich sicher und gut vorbereitet zu fühlen?
Sofern die zweite Frage mit ja beantwortet wurde, legt dies zunächst einmal den Gang zum Repetitor nahe. Dieser ist aber kein Muss. Stattdessen sollten Sie auch die Vorbereitung in einer Lerngruppe als Handlungsoption nicht außer Acht lassen. Innerhalb der Gruppe kann man sich zwei bis dreimal pro Woche verabreden und den Stoff anhand eines gemeinsam erarbeiteten Lernplans durchgehen.
Bei der Gestaltung der Treffen sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt: Man kann gemeinsam Fälle lösen, sich gegenseitig abfragen oder Probleme besprechen, die während des Lernens untergekommen sind.
Die Vorbereitung in der Lerngruppe hat dabei einige Vorteile im Vergleich zu der „Einzelkämpfermethode“:
- Durch die Interaktion mit anderen Studierenden kann man den Lernfortschritt ständig überprüfen und ein permanentes Feedback erhalten
- Das Lernen mit anderen kann die Motivation erheblich steigern – schließlich gibt sich niemand gern die Blöße, unvorbereitet beim Gruppentreffen aufzutauchen.
- In der Gruppe kann man auch Befürchtungen hinsichtlich des bevorstehenden Examens besprechen
Auch gegenüber dem Besuch eines Präsenzrepetitoriums (sei es an der Uni oder privat) hat die Lerngruppe gewisse Vorteile:
- In der Lerngruppe kann man nicht in der anonymen Masse untertauchen, wenn man einmal unvorbereitet ist. Stattdessen müssen sich hier alle Mitglieder in jeder Sitzung aktiv einbringen.
- Innerhalb der Lerngruppe kann auf die individuellen Fragen und Probleme jedes Einzelnen eingegangen werden, wohingegen es im Repetitorium oft keine Zeit hierfür gibt.
Beachte: dass eine Lerngruppe nur etwas bringt, wenn alle Mitglieder von ihr profitieren. Dafür sollten man sich mit den Mitstreitern gut verstehen. Dennoch ist es fraglich, ob eine Lerngruppe mit dem besten Freund nicht eher kontraproduktiv ist, da die Neuigkeiten des letzten Wochenendes schnell wichtiger erscheinen können als das Verbraucherrecht.
3. Wie stelle ich das Material für meine Vorbereitung zusammen?
Der Verzicht auf ein Repetitorium bringt es auch mit sich, dass man kein festes Kontingent an Fällen und Übersichten zur Verfügung hat, mit dem man sich auf die Prüfungen vorbereiten kann. Dies kann einerseits gut sein, da die Fülle der Unterlagen, die man im Repetitorium erhält, oft von vornherein erschlagend und demotivierend wirken.
Demgegenüber erfordert eine eigene Materialzusammenstellung ein höheres Maß an Eigeninitiative. Der Vorteil liegt aber darin, dass man sich bereits während der Auswahl der Unterlagen aktiv mit dem Stoff auseinander setzen muss.
Bei der Erstellung eine Lernplans und der zugehörigen Materialsammlung sollten man schon einen Überblick haben, was man eigentlich für die Klausuren beherrschen muss. Unverzichtbar ist dabei ein Blick in die Ausbildungs- und Prüfungsordnung, die mitteilt, in welchen Rechtsgebieten in deinem Bundesland Kenntnisse vorhanden sein müssen. Auch die Stoffpläne der Repetitorien können eine erste Orientierung bieten.
Die Auswahl an Material ist dabei grenzenlos. Ausbildungszeitschriften sowie Lehr- und Fallbücher stehen zur Verfügung. Außerdem hindert einen niemand daran, auch auf Materialien der kommerziellen Repetitoriumsanbieter zurückzugreifen. Achte jedoch darauf, nicht zu viele unterschiedliche Materialien für ein Rechtsgebiet heranzuziehen, ansonsten verliert man sich schnell in Details.
4. Schaffe ich es, dem Gruppenzwang zu widerstehen?
Sobald man gegenüber Kommilitonen die Idee äußert, das Examen ohne Repetitorium meistern zu wollen, muss man zunächst einmal mit Unverständnis rechnen. Schließlich besucht immer noch der Großteil der Studierenden ein kommerzielles Repetitorium.
Gerade dann, wenn man sich während der Vorbereitungsphase in einem Tief befindet, ist es gut möglich, dass man in Panik verfällt und glaubt, dass die Entscheidung gegen ein Repetitorium falsch war. Um sich für diesen Fall zu wappnen, ist es wichtig, dass man von vornherein einen festen Lernplan verfolgt und diesen auch durchzieht. So kann man sich sicher sein, den examensrelevanten Stoff bis zu den Prüfungen bearbeitet zu haben.
Außerdem gewährleistet die Vorbereitung mit Skripten, Lehrbüchern usw., dass man die relevantesten Probleme bei eigener Vorbereitung gar nicht übersehen kann. Auch diejenigen Studenten, die ein Repetitorium in Anspruch nehmen, sind nicht davor gefeit, im Examen mit einer unbekannten Fallkonstellation konfrontiert zu werden.
IV. Fazit
Bei der Frage, ob und wenn ja welches Repetitorium du besuchen solltest, kommt es in erster Linie auf deine persönlichen Vorlieben an. Während manche schon zu Beginn des Studiums wissen, dass sie diese Unterstützung auf jeden Fall in Anspruch nehmen werden, gibt es auch Repetitoriumsgegner, die die Vorbereitung allein schaffen wollen.
Die meisten Repetitorien kann man kostenlos für einige Zeit testen. Alle Unentschlossenen sollten dieses Angebot wahrnehmen, um für sich selbst den richtigen Weg zum Examen zu finden!