Emotionen beschreiben eine komplexe Gemütsbewegung als Reaktion auf einen äußeren Stimulus. Sie beruhen auf einem hypothetischen Konstrukt und setzen sich aus 4 Komponenten zusammen: der physiologischen Reaktion, der Verhaltenskomponente sowie der affektiven und kognitiven Komponente. Über die Dauer und Intensität der Reaktion lassen sich Emotionen von Gefühlen, Affekt und Stimmung abgrenzen. Emotionen werden weiterhin in primäre angeborene Emotionen und sekundäre Emotionen, die erlernt sind oder eine Kombination der Basisemotionen darstellen, eingeteilt. Zu der Entstehung von Emotionen existieren verschiedene Theorien. Sie sind allerdings nicht nur Ausdruck physiologischer Reaktionen: Übersteigerte oder stark verminderte Emotionen können auch pathologische Aspekte von Erkrankungen beschreiben. Ein Beispiel hierfür sind Angststörungen.
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Medizin ➜
Definition: Eine Emotion beschreibt eine subjektive, bedeutsame menschliche Reaktion auf einen äußeren Stimulus. Situationen, Handlungen oder konkrete Objekte können individuell eine negative oder positive Bedeutung haben.
Emotionen werden unterteilt in Primär- bzw. Basisemotionen und sekundäre Emotionen. Der heutige Standpunkt der Wissenschaft schätzt die Entstehung der Primäremotionen als genetisch ein:
Die genetische Basis ist zwar weitestgehend für die Entstehung der Primäremotionen zuständig, soziale und kulturelle Einflüsse jedoch formen das weitere Erleben von Emotionen.
Ein kulturell spezifisches Beispiel ist die Situationsangemessenheit von Emotionen. Wut wird entweder freien Lauf gelassen oder sie wird kontrolliert. Soziale Rollen prägen ebenfalls das emotionale Verhalten. Zum Beispiel wird Jungen immer noch vermittelt, dass Weinen nicht adäquatem männlichem Verhalten entspricht.
Emotionen können anhand der Muskelaktivität gemessen werden. Durch FACS ist eine Zuordnung möglich.
Basisemotionen | Mimik |
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Freude | Angespanntes unteres Augenlid, angehobene Mundwinkel |
Überraschung | Angehobene Augenbrauen, angehobenes oberes Augenlid, geöffneter Mund |
Ärger | Gesenkte Augenbrauen, gerunzelte Stirn, angehobenes oberes Augenlid, angespanntes unteres Augenlid |
Ekel | Angespanntes unteres Augenlid, angehobene Oberlippe |
Furcht/Angs | Augenbrauen teils angehoben/teils gesenkt, gerunzelte Stirn, angehobenes oberes Augenlid, geöffneter Mund |
Traurigkeit | Augenbrauen teils angehoben/teils gesenkt, gesenkte Mundwinkel |
Verachtung | Auf einer Seite angehobener und angespannter Mundwinkel |
Im Folgenden präsentieren wir Ihnen die anatomisch wichtigen Korrelate für die Emotionsentstehung und -verarbeitung.
Theorie nach James und Lange „Wir weinen nicht weil wir traurig sind, sondern wir sind traurig, weil wir weinen.“ | Körperliche Veränderungen sind die Ursache von Emotionen.MusterWahrnehmung Objekt – Auslösung körperlicher Reaktionen – Wahrnehmung als Emotion |
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Theorie nach Cannon und Bard | Emotionen sind nur über Reizwahrnehmung/Reizwahrnehmung des Gehirns möglich.Muster:Wahrnehmung Objekt – Aktivierung Thalamus Thalamus Thalamus – gleichzeitige physiologische und emotionale Erregung (bereits vorprogrammierter Reflex) |
Zwei-Komponenten-Theorie nach Schachter und Singer „Ohne Kognition, keine Emotion“ | Als Voraussetzung für Emotionen muss eine unspezifische physiologische Erregung stattfinden.Muster:Reiz – unspezifische physiologische Erregung – kognitive Bewertung – Emotion |
Angst kennt viele Qualitäten, grob umfasst beschreibt es das Gefühl des Bedrohtseins und der Unruhe. Die oben genannten verschiedenen Komponenten äußern sich (obwohl subjektiv große Unterschiede bestehen!) meist so:
Physiologische Komponente | Kognitive Komponente | Beobachtbares Verhalten |
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Tachykardie, Zittern, Kälteschauer, Übelkeit Harndrang | Sorgen, Grübeln, Befürchtungen | Heben der Unterlippe, Spannung der Lider |
State | Trait |
---|---|
Akuter, situativer Zustand der Angst | Überdauerndes Persönlichkeitsmerkmal, zeitlich stabile Disposition |
Setzen Sie sich bewusst mit Ihrer Angst auseinander oder verdrängen bzw. unterdrücken Sie Ihre Angst in höchstmöglichem Maße? Beide Verhaltensweisen sind Versuche des Copings.
Praxis-Tipp: Als Ärzt*innen müssen Sie lernen, mit beiden Arten der Angstbewältigung umgehen zu können. Je nach Bewältigungsstil und Informationswunsch der Patient*innen müssen Gespräche und Therapien individuell angepasst werden. (Beispiel: Möchten die Patient*innen bis ins kleinste Detail über einen Routineeingriff informiert werden oder lieber nur die Basisinformationen erhalten?)
Definition: Motiv sich selbst (Autoaggression) oder andere zu schädigen
Psychoanalytische Sichtweise
Ethologische Sichtweise
Lerntheoretische Sichtweise
Trauer, Scham, Ekel, Wut, Ärger, Feindseligkeit und Angst kennzeichnen das Mischgefühl der Depression, einer affektiven Störung. Um eine depressive Episode diagnostizieren zu können, müssen nach ICD-10 typische Symptome für mindestens 14 Tage vorliegen. Es wird dabei unterschieden zwischen Haupt- und Nebensymptomen.
Wechseln manische und depressive Phasen sich ab, spricht man von einer bipolaren Störung. Manie ist gekennzeichnet durch extreme Euphorie, Hyperaktivität und mangelnde Kritikfähigkeit.
Unterschiedliche Faktoren spielen bei der Entstehung von Depression eine Rolle
Modell zur Entstehung von Depression | Beispiel |
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Verstärker-Verlust-Theorie von Lewinsohn | Wenig positive Verstärkung im Alltag durch:
|
Kognitiver Erklärungsansatz von Aaron Beck | Depression als Folge einer verzerrten Sicht der Realität: Negative Bewertung des Ichs, der Umwelt und der Zukunft (kognitive Triade) „Ich bin einfach beziehungsunfähig, alle anderen denken das auch und das wird sich auch niemals ändern.“ |
Seligmans Theorie der erlernten Hilflosigkeit | Grundannahme aus der experimentellen Tierforschung abgeleitet: Vermeidungsverhalten fehlt, auch
wenn die Exposition nicht mehr vorhanden ist. Symptome der erlernten Hilflosigkeit:
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Die International Association for the Study of Pain (ISAP) definiert Schmerz als „Ein unangenehmes Sinnes- oder Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder potentiellen Gewebeschädigung einhergeht oder einer solchen ähnelt.”
Die Subjektivität von Schmerzen divergiert zwischen Menschen enorm: Schmerzanfälligkeit, Schmerzempfindlichkeit und das Verhältnis des Schmerzes zur Ursache ist höchst individuell ausgeprägt.
Man unterscheidet 5 verschiedene Schmerzkomponenten:
Merke: Das Schmerzempfinden ist bei Menschen mit Depressionen und sozialer Isolation höher als bei jenen mit verminderter Vigilanz und im Alter.
Die Lösungen befinden sich unterhalb der Quellenangaben.
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Lösungen der Quizfragen: 1 (E), 2 (D), 3 (C)