Eins vorweg: Obwohl sich die Aufgaben in einem Assessment-Center grundsätzlich ähneln, variieren Sie dennoch von Unternehmen zu Unternehmen. Allein schon aufgrund der Stellen, die zu besetzen sind, und aufgrund der inhaltlichen Ausrichtung der Firma. Oft sind auch Leistungstests in Form von Fragebögen ein Teil im Assessment-Center. Diese sind allerdings in der Regel firmen- oder branchenspezifisch und werden hier nicht thematisiert.
Die Präsentationsaufgabe
Viele Assessment-Center starten mit einer Präsentationsaufgabe. Diese Aufgabe müssen Sie allein, zu zweit oder in der Gruppe bestehen. Oft soll der Lebenslauf in Form eines Vortrags präsentiert werden – und das ist trainierbar. Bereiten Sie sich gewissenhaft vor und versuchen Sie den Vortrag so zu strukturieren, dass Ihr persönlicher Werdegang zum ausgeschriebenen Stellenprofil passt. Fokussieren Sie sich darauf, die Deckungsgleichheit zwischen den gestellten Anforderungen und Ihren Qualifikationen verbal zu beleuchten. Zeigen Sie Persönlichkeit und heben Sie sich von den anderen Bewerber*innen ab.
Möglich ist auch, dass Sie ein anderes Thema erhalten, das Sie präsentieren sollen. Versuchen Sie Fachinformationen und Emotionen gleichermaßen zu transportieren. Denn letztendlich werden die Beobachter entscheiden, wer fachlich und persönlich am besten ins Team passt. Tipp: Irrelevant, mit wem Sie welches Thema präsentieren, achten Sie auf eine strukturierte Darbietung Ihrer Intention.
Die Diskussion in der Gruppe
Das Ziel ist kein großes Geheimnis, welches mit der Gruppendiskussion im Assessment-Center verfolgt wird. Man möchte Sie in puncto Durchsetzungsvermögen, Zielstrebigkeit, Moderationsfähigkeit, Disziplin sowie Teamfähigkeit und Kompromissbereitschaft testen. An dieser Stelle ist das Maß der Dinge gefragt: Sie dürfen weder zu passiv noch zu forsch vorgehen – diese Waage zu halten, ist somit die größte Herausforderung im Assessment-Center.
Sie sind ein ruhiger und kontrollierter Mensch? Das kommt Ihnen sicherlich zugute, allerdings sollten Sie nicht die Anspannung und den Druck im Assessment-Center unterschätzen: Sich nicht provozieren zu lassen oder gar die sachliche Ebene unqualifiziert zu verlassen, ist die größte Herausforderung in diesem Ausnahmezustand. Hier können Sie beim Beobachter im Konfliktmanagement punkten – oder eben nicht.
Die Postkorbübung simuliert das Tagesgeschäft
Ein Sammelsurium an Dokumenten, dessen Terminierung und Stellenwert noch unklar ist, und eine Handvoll Kolleg*innen, die dringend die Antwort auf eine Frage benötigen, treffen auf ein permanent läutendes Telefon. Wenn diese Beschreibung Ihrem aktuellen Tätigkeitsfeld recht nahe kommt, dann wird Sie auch die sogenannte „Postkorbübung“ im Assessment-Center nicht aus der Ruhe bringen. Ziel ist, Sie hinsichtlich Stressresistenz, Entscheidungsfähigkeit, Analysefähigkeit, Organisation und Konzentration zu bewerten – das funktioniert selbstverständlich am ehesten in Extremsituationen.
Eine einzige und allein gültige Lösung für diese Aufgabe gibt es nicht, allerdings gibt es ein paar Hürden, die Sie in jedem Fall nehmen sollten: Achten Sie darauf, alle Aufgaben zu betrachten, zu terminieren bzw. zu erledigen. Es ist nicht verwerflich, wenn Sie Aufgaben delegieren, nur dürfen Sie diese nicht vergessen. Tipp: Im anschließenden Interview steht meist Ihre Kritikfähigkeit auf dem Prüfstand. Seien Sie in Maßen selbstkritisch und bleiben Sie dabei aktiv und offen.
Welche Rolle spielen Sie?
Im Rollenspiel wird Ihre Konfliktfähigkeit – in veränderter Art und Weise – ein weiteres Mal auf den Prüfstand gestellt. Ziel ist es, die Rolle, die Sie laut Briefing einnehmen sollen, überzeugend und authentisch auszufüllen. So kann es sein, dass Sie zur Führungskraft werden, die einem Mitarbeiter Fehlverhalten oder fehlende Leistung aufzeigen muss. Ebenso wird oft ein Kund*innen- oder Verkaufsgespräch simuliert.
Ihr Verhalten, Ihre Argumentationsweise und Ihre Gesprächsführung müssen dabei zu jeder Zeit im Interesse der Firma sein. Unterschätzen Sie die Aufgabe nicht, denn ähnlich wie ein Telefongespräch, welches im beruflichen Alltag meist zur ungünstigsten Zeit kommt, wird auch Ihr Gesprächspartner nicht unmittelbar einlenken. Achten Sie darauf, Ihr Konzept beizubehalten und Ihr Gegenüber mit Fakten und Argumenten zum Einlenken zu bewegen. Im Kund*innengespräch geht es übrigens heute nicht mehr nur um den Vertriebscharakter eines Dialogs. Wichtiger ist die Kund*innenbeziehung, die je nach Aufgabenstellung intensiviert oder gekittet werden muss. Wichtig ist in jedem Fall, unternehmerisch zu handeln und sich mit der Firma zu identifizieren.
Jetzt stehen Sie Rede und Antwort
Den größten Fehler, den Sie nun noch machen können, ist extrem demütig oder zu selbstbewusst aufzutreten, denn beim Interview wird es sehr genau um Ihre Stärken und Schwächen gehen. Auch hier gilt: Vermeiden Sie Floskeln sowie leere Phrasen und trainieren Sie, Ihre Stärken mit Beispielen aus Ihrem Werdegang zu untermauern. Wenn Sie Ihre Schwächen als Motivationsgeber und Antreiber Ihrer eigenen, persönlichen Entwicklung deklarieren, werden selbst diese vermeintlich negativen Komponenten positiv konnotiert.
Am besten vorbereitet gehen Sie ins Interview, wenn Sie all die geleisteten Aufgaben für sich noch einmal Revue passieren lassen. Was ist Ihrer Einschätzung nach gut gelaufen, was schlecht? Analysieren Sie selbst die Tage im Assessment-Center – so kann Ihr abschließendes Interview zum interessanten Feedbackgespräch werden.