Wirtschaftsjurist*in
Für junge Absolvent*innen kann die Tätigkeit in der Rechtsabteilung eines Wirtschaftsunternehmens eine gute Alternative zu den juristischen „Kernberufen“ darstellen. Hier werden das analytische Denkvermögen und die strukturierte Arbeitsweise von Juristen geschätzt. Einsteigen können Sie bereits nach dem 1. Staaatsexamen.
Um sich von der Masse an Mitbewerber*innen abzuheben und den Einstieg zu schaffen, sollte man sich jedoch so früh wie möglich um (betriebs-)wirtschaftliches Know-how bemühen. Dieses kann auch hilfreich sein, wenn man sich später doch noch zur Selbständigkeit als Anwalt entschließt.
Einen ersten Einblick in die Branche können dabei Praktika bieten. Darüber hinaus sollte man die Stationen im Referendariat entsprechend wählen und hierdurch bereits erste Kontakte zu Unternehmen knüpfen. Wer seinem Profil noch das gewisse Extra verleihen möchte, kann sich mit einem MBA zusätzlich qualifizieren.
Polizei
Die Polizei hält für Jurist*innen ebenfalls interessante Aufgabengebiete bereit, auch wenn bisher nur wenige von ihnen hier tätig sind. In einigen Bundesländern ist der Einstieg in den gehobenen Vollzugsdienst möglich. Bestenfalls sollte hierfür bereits im Studium ein strafrechtlicher Schwerpunkt gewählt werden.
Darüber hinaus kann man sich bei der Polizei auch als Verwaltungsjurist*in betätigen. Abhängig von der angestrebten Position variieren die Einstellungsvoraussetzungen. So werden teilweise körperliche Mindestanforderungen sowie das Bestehen eines Sporttests gefordert. Je nach der ausgeschriebenen Stelle ist es möglich, schon nach dem 1. Staaatsexamen einzusteigen.
Mediator*in
Eine weitere interessante Möglichkeit für Jurist*innen ist die Ausbildung zum/zur Mediator*in. Der Begriff Mediation stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Vermittlung“. Das Mediationsverfahren basiert auf freiwilliger Basis, wobei der/die Mediator*in als dritte unabhängige Person die Parteien bei der Konfliktlösung unterstützt und versucht, mit ihnen ein für alle Seiten interessengerechtes Ergebnis zu erzielen. Auch der strafrechtliche Täter-Opfer-Ausgleich fällt in diesen Bereich.
Mittlerweile wurde die Mediation flächendeckend an deutschen Gerichten etabliert. Darüber hinaus sind viele Rechtsanwält*innen auch als Mediator*innen tätig.
Nach § 7a der Berufsordnung der Rechtsanwälte (BORA) darf sich als Mediator*in jedoch nur bezeichnen, wer durch eine geeignete Ausbildung nachweisen kann, dass er die Grundsätze des Mediationsverfahrens beherrscht. § 5 Mediationsgesetz gibt zusätzlich Auskunft über die erforderlichen Ausbildungsinhalte. Allerdings ist der Begriff des Mediators grds. nicht geschützt – wer nicht nebenbei Rechtsanwält*in sein möchte, kann den “Titel” jederzeit auch ohne besondere Ausbildung nutzen.
In Deutschland gibt es zahlreiche Angebote für die Ausbildung zum/zur Mediator*in.
In diesen Beruf können Sie jederzeit unabhängig von einem juristischen Studienabschluss einsteigen.
Berufsbetreuung
Wer sich für eine Tätigkeit im sozialen Bereich interessiert, könnte als Berufsbetreuer*in gut aufgehoben sein. Hierbei geht es darum, erwachsenen Menschen zur Seite zu stehen, die aus vielfältigen Gründen nicht für sich selbst sorgen können.
Das Aufgabenspektrum beinhaltet dabei unter anderem die Regelung der Vermögensangelegenheiten des/der Betreuten sowie die Vertretung seiner/ihrer Interessen gegenüber Behörden, ist aber insgesamt als sehr vielfältig zu beurteilen.
Hinsichtlich des Ziels, Berufsbetreuer*in zu werden, gibt es keinen vorgefertigten Ausbildungsweg. Für Jurist*innen ist dieses Berufsfeld interessant, weil sich der/die Berufsbetreuer*in vertieft im Betreuungsrecht auskennen muss. Auch ein breites Fachwissen zu den Themenbereichen Mietrecht und Geschäftsfähigkeit sollte vorhanden sein. Ein Einstieg ist auch hier unabhängig von einem juristischen Studienabschluss möglich. Dieser ermöglicht einem aber ggf. ein höheres Einkommen.
Weitere Informationen zu den Anforderungen an Berufsbetreuer*innen findet man auf der Internetseite des Bundesverbands für Berufsbetreuer*innen.
Lektor*in im juristischen Fachverlag
Für Jurist*innen mit journalistischer Vorbildung kann auch eine Tätigkeit als Lektor*in in einem juristischen Fachverlag interessant sein. Verlagspraktika können bei einem Einstieg helfen, ebenso kann eine hier absolvierte Wahlstation im Referendariat einen Einblick in diesen Tätigkeitsbereich bieten. Nach dem 1. Staatsexamen können Sie hier bereits einsteigen.
Auch in einem Fachverlag warten ganz unterschiedliche Aufgaben auf den/die Berufseinsteiger*innen, wie beispielsweise redaktionelle Tätigkeiten, die Sichtung von Manuskripten oder die Autor*innenakquise. Juristische Expertise ist dabei genauso gefragt wie ein hervorragendes schriftliches Ausdrucksvermögen und gute Kommunikationsfähigkeiten.
Berufsschullehrer*in
Eventuell haben Sie im Laufe des Studiums bzw. Referendariats aber gemerkt, dass Sie lieber in einem pädagogischen Bereich tätig werden möchten. Wie wäre es dann mit einer Tätigkeit als Berufsschullehrer*in?
Aufgrund von akutem Lehrer*innenmangel ist in einigen Bundesländern der Seiten- bzw. Quereinstieg in das Lehramt möglich. Seiteneinstieg meint dabei, dass die Bewerber*innen kein Referendariat und auch kein vorheriges Lehramtsstudium abgeschlossen haben. Im Gegensatz dazu muss man als Quereinsteiger*in noch das Referendariat absolvieren. Nach dem zweiten Staatsexamen können Sie hier einsteigen.
Für Jurist*innen kommt als Betätigungsbereich beispielsweise eine Lehrtätigkeit für Rechtsanwalts- bzw. Notarfachangestellte an einer Berufsschule in Frage. Über die Einstiegsmöglichkeiten in den einzelnen Bundesländern kann man sich bei den jeweiligen Kultusministerien informieren.
Fazit
Abseits von den juristischen „Kernberufen“ gibt es viele interessante Betätigungsfelder für Absolvent*innen der Rechtswissenschaft. Man sollte jedoch so früh wie möglich versuchen, sich darüber klarzuwerden, welches Ziel man mit dem Jurastudium verfolgt.
Dann können bereits im Studium geeignete Schwerpunkte gelegt und entsprechende Praktika absolviert werden. Auch das Referendariat bietet eine gute Möglichkeit, in den verschiedenen Stationen Erfahrungen zu sammeln, die einem dabei helfen, den individuellen Wunschberuf zu konkretisieren.
Es gilt also: Fragen Sie sich, wo Ihre Stärken und Schwächen liegen und was Sie von Ihrem späteren Beruf erwarten. Anschließend sollten Sie sich umfassend über die für Sie in Frage kommenden Berufsfelder informieren, um Ihr Ziel möglichst frühzeitig ansteuern zu können.