Strongyloidiasis

Epidemiologie und Ätiologie

Epidemiologie

• Weltweite Prävalenz: Derzeit etwa 30 bis 100 Millionen Menschen infiziert.
• Endemisches Auftreten in den Tropen und Subtropen, mit ca. ¾ der Fälle in Südostasien, Afrika und Westpazifik-Staaten

Ätiologie

Die Strongyloidiasis wird durch eine parasitäre Infektion mit dem Spulwurm (Nematode) Strongyloides stercoralis (Zwergfadenwurm) verursacht. Spulwürmer sind nicht segmentierte Würmer, die den Gastrointestinal-Trakt (GI-Trakt), das Blut oder die Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion infizieren können.

• Die Möglichkeit der “Autoinfektion” des Wirts führt zu chronischen Fällen.
• Adulte Männchen: 0,9 mm lang, von den Weibchen durch die Größe und das Vorhandensein von Stacheln (nadelartige Begattungsstruktur) zu unterscheiden
• Adulte Weibchen: 2,0-2,5 mm lang

Pathophysiologie

Lebenszyklus von S. stercoralis

1. Filariforme Larven in kontaminiertem Boden dringen in die menschliche Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion ein.
2. Die Larven gelangen über den Blutkreislauf und die Lymphgefäße in die Lunge Lunge Lunge: Anatomie.
   • Im Lungenparenchym dringen die Larven in die Alveolen ein und migrieren in die Trachea Trachea Trachea und den Larynx Larynx Larynx (Kehlkopf).
   • Die Larven werden dann vom Wirt verschluckt.
3. Verschluckte Larven gelangen in den GI-Trakt.
   • Die Larven reifen in der Schleimhaut des Intestinum.
   • Die adulten Larven produzieren Eier, aus denen sich nicht infektiöse, rhabditiforme Larven entwickeln, die in das Darmlumen wandern und mit dem Kot ausgeschieden werden.
4. Eine Autoinfektion kann bei einem Wirt mit geschwächtem Immunsystem auftreten:
   • Nicht infektiöse, rhabditiforme Larven reifen im Darm zu infektiösen, filariformen Larven heran.
   • Diese durchdringen die Darmmukosa oder die perianale Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion und migrieren über den Blutkreislauf und die Lymphgefäße, um den Infektionszyklus neu zu beginnen.

Reservoirs

• Menschen (am häufigsten)
• Katzen und Hunde

Infektionsweg

• In der Regel: Perkutanes Eindringen von Larven, die sich in kontaminiertem Sand oder Boden befinden
• Fäkal-orale Übertragung (seltener)

Risikofaktoren des Wirtes

• Barfußlaufen auf kontaminiertem Boden
• Kontakt mit menschlichen Ausscheidungen oder Abwässern
• Berufe, die vermehrt mit kontaminiertem Boden in Berührung kommen (Landwirtschaft und Kohlebergbau)
• Immunsuppression

Klinik

Phasen der Strongyloidiasis-Infektion

S. stercoralis kann sowohl zu akuten als auch chronischen Infektionen führen. Die Symptome korrelieren mit der Migration der Larven durch Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion, Lunge Lunge Lunge: Anatomie und Darm.

• Kutane Phase: als Folge des Eindringens der Larven in die Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion
  • Ödem
  • Erythem
  • Pruritus
  • Makulopapulöses Exanthem mit serpiginösen Läsionen (Larva currens)
• Pulmonale Phase: als Folge der Wanderung der Larven durch den Bronchialbaum Bronchialbaum Bronchialbaum und die Alveolen
  • Etwa eine Woche nach perkutaner Invasion
  • Löffler-Syndrom (pulmonale Eosinophilie): transiente Atemwegserkrankung, die durch eine Akkumulation von Eosinophilen in der Lunge Lunge Lunge: Anatomie aufgrund einer parasitären Infektion gekennzeichnet ist
    • Trockener Husten
    • Reizung des Rachens
    • Giemen
• GI-Phase: sekundär zu adulten Larven in der Dünndarmschleimhaut
  • 3-4 Wochen nach perkutaner Invasion
  • Symptomatik:
    • Abdominelle Schmerzen
    • Diarrhö oder Obstipation Obstipation Obstipation
    • Gewichtsverlust
    • Übelkeit/ Erbrechen Erbrechen Erbrechen im Kindesalter

Schwere Formen

• Hyperinfektion: tritt aufgrund der Beschleunigung des Lebenszyklus von Strongyloides auf
  • Übermäßige Wurmbelastung
  • Meist bei immunsupprimierten Personen
• Disseminierte Strongyloidiasis: aufgrund einer disseminierten Verbreitung der Larven außerhalb des klassischen Fortpflanzungsweges, oft mit hepatischer, zerebraler, kardialer oder urologischer Beteiligung
  • ZNS:
    • Kopfschmerz
    • Beeinträchtigter kognitiver Zustand
    • Fokale Krampfanfälle
    • Desorientierung
    • Koma Koma Koma
  • Respiratorisch:
    • Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot) (kann zum akuten Atemnotsyndrom (englisch: Acute Respiratory Distress Syndrome Acute Respiratory Distress Syndrome Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS); ARDS ARDS Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS)) führen)
    • Hämoptyse Hämoptyse Hämoptyse
    • Brustschmerz
    • Palpitationen
  • Immunologisch:
    • Sepsis Sepsis Sepsis und septischer Schock
    • Anaphylaxie Anaphylaxie Typ-I-Allergie
    • Schock Schock Schock: Überblick
  • GI-Trakt:
    • Malabsorption Malabsorption Malassimilation: Maldigestion und Malabsorption
    • Abdominelle Schmerzen
    • Abdominelle Distension
    • GI-Inflammation und Blutung
    • Obstruktion des Dünndarms

Diagnostik und Therapie

Diagnostik

Die Diagnostik beruht in der Regel auf einem starken klinischen Verdacht, der sich aus der Symptomatik ergibt.

• Eosinophilie
  • Häufiger Befund bei chronischen Infektionen
  • Unspezifisch
• Hautbiopsie: kann den mikroskopischen Nachweis mobiler rhabditiformer Larven ermöglichen
• Serologische Untersuchungen
  • ELISA
  • Indirekte Immunofluoreszenzmikroskopie
  • Immunoblot
• Stuhluntersuchungen: Identifizierung von Parasiten in den Fäkalien
• Eine Endoskopie wird nicht routinemäßig durchgeführt

Therapie

• Anthelminthika Anthelminthika Anthelminthika:
  • Ivermectin oder Albendazol (Ivermectin zeigt eine höhere Heilungsrate)
  • Aufgrund von Autoinfektionen können mehrere Therapiezyklen notwendig sein. Bei persistierender Symptomatik sollte der Therapieerfolg nach 2–4 Wochen kontrolliert werden.

Prävention

• Verwendung von Schuhwerk beim Gehen im Freien, insbesondere auf Erde oder Sand in endemischen Regionen
• Ordnungsgemäße Entsorgung von Abwasser und Fäkalien

Differentialdiagnosen

• Pulmonale Phase:
  • Tuberkulose Tuberkulose Tuberkulose: Bakterielle Lungeninfektion durch Mycobacterium tuberculosis Mycobacterium tuberculosis Tuberkulose, die asymptomatisch oder mit Fieber Fieber Fieber, Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Hämoptysen und produktivem Husten auftreten kann.
  • Ascariasis: Durch den parasitären Spulwurm Ascaris lumbricoides verursacht. Kann asymptomatisch oder mit abdominellen Beschwerden bis hin zu Ileus und Löffler-Syndrom auftreten.
• GI-Phase:
  • Morbus Crohn Morbus Crohn Morbus Crohn: chronisch entzündliche Darmerkrankung, die durch eine Inflammation des Magen-Darm-Trakts gekennzeichnet ist und mit Anzeichen von Malabsorption Malabsorption Malassimilation: Maldigestion und Malabsorption, Bauchschmerzen und nicht blutigem, chronischem Durchfall Durchfall Durchfall (Diarrhö) einhergeht.
  • Gastroduodenale Ulkuskrankheit Gastroduodenale Ulkuskrankheit Gastroduodenale Ulkuskrankheit: Vorhandensein von einer oder mehreren ulzerativen Läsionen im Magen Magen Magen oder in der Mukosa des Duodenum Duodenum Dünndarm, die mit Dyspepsie einhergehen. Es können Anzeichen von GI-Blutungen vorliegen.