Schizophrenie

Die Schizophrenie ist eine chronische psychische Erkrankung, die durch psychotische Symptome wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen gekennzeichnet ist. Die Anzeichen und Symptome der Schizophrenie werden traditionell in zwei Gruppen eingeteilt: positive (Wahnvorstellungen, Halluzinationen und desorganisiertes Sprechen oder Verhalten) und negative (Affektverflachung, Anhedonie, Antriebslosigkeit, Sprachverarmung (Alogie) und Aufmerksamkeitsstörungen) Symptomatik. Die Schizophrenie geht mit einer Verschlechterung, sowohl der kognitiven als auch der sozialen Funktionen einher, die häufig der Entwicklung einer ausgeprägten Psychose vorausgehen. Die genaue Ätiologie der Schizophrenie ist nicht bekannt; man nimmt jedoch an, dass sie mit einer erhöhten dopaminergen Aktivität zusammenhängt. Die Behandlung umfasst Antipsychotika in Verbindung mit einer Verhaltenstherapie. Hinweis: Durch einige Neuerungen im ICD-11 ergeben sich Änderungen bezüglich Diagnostik einer Schizophrenie im Gegensatz zur ICD-10. Das grundlegende Verständnis für die Erkrankung ändert sich jedoch nicht. Lesen Sie hierzu mehr im Abschnitt Diagnostik.

Aktualisiert: 30.05.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

Mit Video-Repetitorien von Lecturio kommst du sicher
durch Physikum, M2 und M3.

Epidemiologie und Ätiologie

Definition

Die Schizophrenie ist eine chronische, schwere psychische Erkrankung, die durch den Verlust des Kontakts zur Realität gekennzeichnet ist und sich durch zwei Hauptsymptome äußert: Halluzinationen und Wahnvorstellungen.

Sie darf nicht mit der dissoziativen Identitätsstörung (DIS) verwechselt werden, die früher als multiple Persönlichkeitsstörung oder allgemein als „gespaltene Persönlichkeit“ bezeichnet wurde.

Epidemiologie

  • Ca. 20 Millionen Menschen weltweit
  • Die Lebenszeitprävalenz beträgt 1 %
  • Männer* = Frauen*, leichter Unterschied im Alter des Auftretens
    • Männer: ab 20–25 Jahre (im Durchschnitt)
    • Frauen: ab 25–30 Jahre (im Durchschnitt)

Ätiologie

Die Ätiologie der Schizophrenie ist noch unklar. Man nimmt an, dass eine multifaktoriell bedingte hirnorganische Dysfunktionen zur Entstehung der Erkrankung führt. Die Störung manifestiert sich, wenn eine Person mit genetischer Veranlagung einem der multiplen Umweltstressoren ausgesetzt ist.

  • Genetische Veranlagung
    • Verwandte ersten Grades: 10 % Risiko
    • Eineiiger Zwilling: 48 % Risiko
    • Zweieiiger Zwillinge: 14 % Risiko
    • Kind zweier betroffener Eltern: 40 % Risiko
  • Umweltstressoren (Annahme: eigentliche Ursachen der Erkrankung)
    • Trauma in der Kindheit
    • Wohnsitz in der Stadt
    • Soziale Isolation
    • Häufiger Cannabiskonsum in der frühen Adoleszenz
    • Migration
    • Armut
    • Stress und psychosoziale Faktoren
    • Geburt im späten Winter oder frühen Frühjahr
    • Höheres Alter des Vaters* bei Empfängnis

Pathophysiologie

Genetische und umweltbedingte Risikofaktoren scheinen über einen gemeinsamen Weg die Störung der Funktion einer oder mehrerer Neurotransmitterkomponenten zu bewirken.

  • Dopaminerge Theorie:
    • Fast alle Medikamente mit antipsychotischen Eigenschaften blockieren den dopaminergen D2-Rezeptor.
    • Antipsychotika sind jedoch nur zu 70 % wirksam, und Clozapin Clozapin Atypische Antipsychotika, das wirksamste Antipsychotikum zur Behandlung der Schizophrenie, ist ein schwacher D2-Antagonist.
    • Eine Hyperaktivität der Dopamin-D2-Rezeptor-Neurotransmission in subkortikalen und limbischen Gehirnregionen trägt zu den positiven Symptomen der Schizophrenie bei.
    • Eine Hypoaktivität der Dopamin-D1-Rezeptor-Neurotransmission im präfrontalen Kortex trägt sowohl zu negativen, als auch zu kognitiven Symptomen bei.
  • Andere Theorien:
    • Unterfunktion des N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Glutamat-Rezeptors
    • Dysfunktionale Gamma-Aminobuttersäure (GABA)-Interneuronen
    • Dysfunktionale nikotinische Acetylcholinrezeptoren
Dopamin-Signalwege Normale Funktion Rolle bei Schizophrenie Wirkungen/Nebenwirkungen von Antipsychotika
Mesolimbische Bahnen Spielt Rolle bei Motivation, Emotionen, Belohnung Überaktivität führt zu Positivsymptomatik Verbesserung der Positivsymptomatik
Mesokortikale Bahnen Kognition, exekutive Funktionen, Emotionen und Affekte Unteraktivität führt zu Negativsymptomatik Verschlechterung der Negativsymptomatik
Nigrostriatale Bahnen Kontrolle des extrapyramidalen Systems, gezielte motorische Planung Keine direkte Rolle in der Ätiologie der Schizophrenie Extrapyramidale Symptome
Tuberoinfundibuläre Bahnen Hemmt die Freisetzung von Prolaktin Keine direkte Rolle in der Ätiologie der Schizophrenie Hyperprolaktinämie Hyperprolaktinämie Hyperprolaktinämie

Patient*innen mit Schizophrenie zeigen physische Anomalien des Hirngewebes, die in Neuroimaging-Studien sichtbar gemacht werden konnten.

  • Verlust von Volumen des kortikalen Gewebes, einschließlich des limbischen Systems, des präfrontalen Kortex, des Thalamus Thalamus Thalamus, des Hippocampus und der Amygdala
  • Ventrikelvergrößerung (Seitenventrikel und 3. Ventrikel)
  • Verminderte Symmetrie
  • Hypoaktivität des Frontallappens und Hyperaktivität der Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien)

Klinik

  • Beeinträchtigung von Gedanken und Gefühlen, gekennzeichnet durch eine verzerrte Wahrnehmung der Realität.
  • Schwerwiegende Beeinträchtigung in Fähigkeit des Patient*in, an sozialen Ereignissen teilzunehmen oder Beziehungen einzugehen.
  • Fehlt oft das Bewusstsein für ihre Krankheit (Einsicht)
  • Häufig besteht gleichzeitig Drogenmissbrauch und -abhängigkeit („Doppeldiagnose“).
  • Die Symptome können in prämorbide, positive, negative und kognitive Symptome eingeteilt werden
Symptome Anmerkungen
Prämorbid
  • Auftreten vor dem Ausbruch der ersten schizophrenen Episode
  • Sozialer Rückzug und paranoide Gedanken
  • Die erste psychotische Episode kann auch ohne Vorwarnung auftreten (asymptomatische prämorbide Phase).
Positivsymptomatik (akute Phase)
  • Leicht zu erkennen
  • Wahnvorstellungen:
    • Falsche, festgefahrene Überzeugungen trotz Widerlegung durch Realität oder logische Argumente
    • Kann Größenwahn, Gedankeneingebungen, Paranoia, Verfolgungswahn, Liebes- und Eifersuchtswahn sowie somatische Wahnvorstellungen umfassen
  • Halluzinationen:
    • Wahrnehmungsanomalien, bei denen sensorische Erfahrungen in Abwesenheit von äußeren Reizen auftreten
    • Kann auditiv (am häufigsten), visuell, somatisch, gustatorisch oder olfaktorisch sein
  • Illusionen: unterscheiden sich von Halluzinationen durch das Vorhandensein eines realen äußeren Reizes, der vom Patient*in lediglich falsch interpretiert wird
  • Desorganisiertes Sprechen und/oder Verhalten: kann u.a. Neologismen, Echolalie, Ideenflucht, Denkzerfahrenheit und Sprachverarmung umfassen
Negativsymptomatik (Residualphase)
  • Möglicherweise schwer zu erkennen, da Ähnlichkeiten mit Depressionen bestehen
  • Abgeflachter Affekt (verminderte emotionale Schwingungsfähigkeit)
  • Avolition (Antriebsstörung)
  • Alogie (Sprachverarmung)
  • Verminderte Konzentrationsfähigkeit
  • Anhedonie (Eingeschränktes Empfinden von Freude)
Kognitiv
  • In der Regel unspezifisch; bezieht sich auf die Auswirkungen der Lebensqualität des Patient*in
  • Formale Denkstörungen, die sich in desorganisiertem Sprechen und/oder Denken äußern können und zu einer Beeinträchtigung der Kommunikation führen
  • Verminderte Aufmerksamkeit
  • Beeinträchtigtes Gedächtnis

Eselsbrücke

Um sich an die negativen Symptome der Schizophrenie zu erinnern, denken Sie an die 5 As:

  • Affektverflachung
  • Anhedonie
  • Alogie (Spracharmut)
  • Avolition (Antriebsstörung)
  • Aufmerksamkeitsstörung

Diagnostik

Die Diagnose wird durch klinische Beobachtungen auf der Grundlage der Art der Symptome, ihrer Schwere und Dauer sowie der Beeinträchtigung des Lebens der Patient*innen durch die Erkrankung gestellt.

Diagnostik nach ICD-10

  • Mindestens 1 Monat: anhaltendes Symptom aus einer der folgenden Gruppen:
    1. Ich-Störung: Gedankeneingebung, -entzug oder -ausbreitung
    2. Wahnwahrnehmungen: Kontroll- oder Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten bzgl. Körperbewegungen, Gedanken, Tätigkeiten oder Empfindungen
    3. Akustische Halluzinationen
    4. Bizarrer Wahn: kulturell unangemessener oder völlig unrealistischer Wahn
  • Oder mindestens 1 Monat zwei anhaltende Symptome aus den folgenden Gruppen:
    1. Halluzinationen jeder anderen Sinnesmodalität
    2. Gedankenabreißen oder -einschiebungen in den Gedankenfluss
    3. Katatone Symptome: Erregung, Haltungsstereotypien, Negativismus oder Stupor
    4. Negative Symptome: auffällige Apathie (Teilnahmslosigkeit), Sprachverarmung, abgeflachter Affekt.

Diagnostik nach ICD-11 seit 01. Januar 2022

  • Mindestens zwei der folgenden Symptome über einen Zeitraum von mindestens einem Monat, mindestens eines der qualifizierenden Symptome aus den Punkten 1. bis 4.:
    1. Anhaltende Wahnvorstellungen (z. B. Grandiositätswahn, Bezugswahn, Verfolgungswahn)
    2. Anhaltende Halluzinationen (am häufigsten auditiv, obwohl sie jede Sinnesmodalität betreffen können)
    3. Formale Denkstörung (z. B. Gedankensprünge, Neologismen): in schweren Fällen so inkohärent, dass unverständlich („Wortsalat“)
    4. Erfahrungen von Beeinflussung, Passivität oder Kontrolle (d. h. die Erfahrung, dass die eigenen Gefühle, Impulse, Handlungen oder Gedanken nicht von einem selbst erzeugt werden, dass sie einem von anderen in den Kopf gesetzt oder entzogen werden, oder dass die eigenen Gedanken auf andere übertragen werden)
    5. Negative Symptome wie Affektverflachung, Alogie, Avolition und Anhedonie
    6. Grob desorganisiertes Verhalten, das eine zielgerichtete Aktivität behindert (z. B. Verhalten, das bizarr oder zwecklos erscheint, unvorhersehbare oder unangemessene emotionale Reaktionen, die die Fähigkeit zur Verhaltensorganisation beeinträchtigen)
    7. Psychomotorische Störungen wie katatonische Unruhe oder Erregung, Mutismus oder Stupor
  • Die Symptome müssen den Patient*in im Alltag stark einschränken, einschließlich der Störung der sozialen, persönlichen und beruflichen Bereiche des Lebens.
  • Um eine endgültige Diagnose zu stellen, müssen andere Erkrankungen ausgeschlossen werden:
    • Schizoaffektive, kurzzeitige psychotische und schizoaffektive Störungen
    • Stimmungsstörungen (z. B. schwere depressive Störungen, bipolare Störungen)
    • Drogenmissbrauch (erfordert toxikologische Untersuchungen von Urin und Blut)

Therapie und Prognose

Pharmakologische Therapie

Antipsychotische Medikamente, sogenannte „Neuroleptika“, bilden das Kernstück der Behandlung der Schizophrenie, insbesondere der positiven Symptome. Nur Cariprazin Cariprazin Atypische Antipsychotika hat nachweislich signifikante Auswirkungen auf negative Symptome. Die Wahl eines bestimmten Wirkstoffs richtet sich meist nach dem Nebenwirkungsprofil, dem gewünschten Verabreichungsweg und der bisherigen Reaktion des Patient*in auf das Medikament. Patient*innen, die auf die Therapie ansprechen, zeigen in der Regel die schnellste Besserung in den ersten zwei Wochen und verbessern sich oft auch in den folgenden Wochen weiter. Es gibt zwar eine Vielzahl von Wirkmechanismen, aber die meisten Antipsychotika blockieren postsynaptische Dopaminrezeptoren Dopaminrezeptoren Rezeptoren und Neurotransmitter des ZNS.

Antipsychotika der 1. Generation (First Generation Antipsychotics (FGA)):

Antipsychotika der 2. Generation (Second Generation Antipsychotics (SGA)):

Die pharmakologischen Eigenschaften und therapeutischen Wirkungen zwischen den beiden Gruppen unterscheiden sich nicht erheblich voneinander.

Tabelle: Therapieoptionen
Zustand Überlegungen zur Behandlung
Akute Psychose
  • Erfordert sofortige Behandlung
  • Orale Antipsychotika und Benzodiazepine Benzodiazepine Benzodiazepine (bei mangelnder Compliance oder für eine schnellere Wirkung kann eine intramuskuläre Behandlung erforderlich sein).
  • Dauert in der Regel 4–6 Wochen
Erhaltungsphase
  • Labortests durchführen: großes Blutbild (Differentialblutbild bei Clozapin Clozapin Atypische Antipsychotika), Elektrolyte Elektrolyte Elektrolyte, Nüchternglukose, Lipidprofil, Leber-, Nieren- und Schilddrüsenfunktionstests sowie Schwangerschaftstest bei Frauen* im fruchtbaren Alter
  • EKG EKG Normales Elektrokardiogramm (EKG) bei Herzerkrankungen in der Vorgeschichte oder bei Einnahme von Medikamenten, die das QT-Intervall verlängern können ( Clozapin Clozapin Atypische Antipsychotika, Thioridazin Thioridazin Antipsychotika der ersten Generation, Iloperidon Iloperidon Atypische Antipsychotika, Ziprasidon Ziprasidon Atypische Antipsychotika)
  • In den ersten Wochen und danach weiterhin regelmäßig auf unwillkürliche Bewegungsstörungen/EPS überwachen, da diese irreversibel werden können.
  • Ziel: Symptome minimieren, Rückfälle vermeiden, Genesung fördern, Integration in die Gesellschaft
  • Minimierung des Nebenwirkungsprofils
  • Die empfohlene Erhaltungsbehandlung beträgt > 5 Jahre.
  • Langwirksame injizierbare Antipsychotika können bei Patient*innen, die die Therapie nicht einhalten, eingesetzt werden, nachdem der Therapieversuch mit einem oralen Mittel geprüft wurde.
Schlechte Therapieansprache
  • Etwa 40 % der behandelten Patient*innen weisen positive Symptome auf, die auf eine Behandlung nicht ansprechen.
  • Beurteilung der richtigen Dosierung und Dauer der Behandlung
  • Verwenden Sie nicht zwei Antipsychotika gleichzeitig, da es dafür keine in Studien gezeigten Nutzen gibt.
  • Erwägung von Clozapin Clozapin Atypische Antipsychotika: wirksamstes Antipsychotika bei Schizophrenie, verringertes Suizidrisiko, Risiko Agranulozytose → häufige und intensive Blutüberwachung.
Tabelle: Nebenwirkungen
Nebenwirkung Definition/Behandlung
EPS
Spätdyskinesien
Hyperprolaktinämie Hyperprolaktinämie Hyperprolaktinämie
  • Verursacht durch fast alle Antipsychotika
  • Risiko: unregelmäßiger Menstruation Menstruation Menstruationszyklus, Galaktorrhoe, sexueller Dysfunktion
  • Die Behandlung umfasst eine Dosisreduzierung/Änderung der Medikation.
Stoffwechselveränderungen
Malignes Neuroleptisches Syndrom Malignes neuroleptisches Syndrom Malignes neuroleptisches Syndrom (MNS)
  • Überempfindliche Reaktion auf Antipsychotika
  • Lebensbedrohlicher Notfall
  • Mindestens zwei der folgenden Kardinalsymptome: Fieber Fieber Fieber, veränderter mentaler Status, Muskelstarre, autonome Dysfunktion
  • Behandlung umfasst: sofortige Absetzen der antipsychotischen Medikamente, umfassende Überwachung, symptomatische Therapie

Nicht-pharmakologische Therapie (ergänzend)

Es ist bekannt, dass nicht-pharmakologische Therapieoptionen bei der Behandlung der negativen und kognitiven Symptome der Erkrankung teilweise wirksam sind und die Therapietreue der Patient*innen erhöhen.

  • Krankenhausaufenthalt: kann erforderlich sein, um die Sicherheit der Patient*innen zu gewährleisten
  • Psychosoziale Therapie:
  • Elektrokonvulsionstherapie (EKT): meist behandlungsresistente Fälle zur Ergänzung der Pharmakotherapie

Prognostische Faktoren

Assoziiert mit besseren Ergebnissen Assoziiert mit schlechteren Ergebnissen
Spätes Auftreten Frühes Auftreten
Gute soziale Unterstützung Schlechte soziale Unterstützung
Positive Symptome Negative Symptome
Negative Familienanamnese Familienanamnese Vorsorgeuntersuchungen und Prävention im Erwachsenenalter Positive Familienanamnese Familienanamnese Vorsorgeuntersuchungen und Prävention im Erwachsenenalter
Stimmungsbezogene Symptome Keine Stimmungsprobleme
Plötzliches Auftreten Allmähliches Einsetzen
Weibliches Geschlecht Männliches Geschlecht
Weniger Rückfälle Viele Rückfälle
Gute prämorbide Bedingungen (Ausbildung, Arbeit) Schlechte prämorbide Bedingungen (keine Ausbildung, keine Arbeit)

Differenzialdiagnosen

Die folgenden Erkrankungen sind Differenzialdiagnosen für Schizophrenie:

  • Kurzzeitige psychotische Störung: definiert als Vorliegen eines oder mehrerer psychotischer Symptome, die > 1 Tag und < 1 Monat andauern. Kennzeichnend ist ein plötzliches Auftreten, oft mit einem spezifischen Auslöser, verbunden mit einer Rückkehr zur vollen Funktionsfähigkeit. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die Dauer der Symptome.
  • Schizophreniforme Störung: eine Störung, bei der der Patient*in die Kriterien der Schizophrenie erfüllt und die Symptome 1–6 Monate andauern. Die Krankheit hat eine viel bessere Prognose als die Schizophrenie. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die Dauer der Symptome.
  • Schizoaffektive Störung Schizoaffektive Störung Schizoaffektive Störung: eine Störung, die sowohl Merkmale von affektiven Störungen als auch von Schizophrenie aufweist. Die Symptome der Depression oder Manie sollten mit den Merkmalen des Kriteriums der Schizophrenie übereinstimmen. Die schizoaffektive Störung Schizoaffektive Störung Schizoaffektive Störung schließt Patient*innen mit getrennten Episoden von Schizophrenie und affektiven Störungen aus. Sie erfordert jedoch eine zweiwöchige Periode, in der psychotische Symptome in Abwesenheit von affektiven Symptomen bestehen.
  • Wahnhafte Störung Wahnhafte Störung Wahnhafte Störung: eine Störung, bei der die Patient*innen mindestens einen Monat lang unter einer oder mehreren Wahnvorstellungen leiden, ohne dass andere psychotische Symptome oder Verhaltensänderungen vorliegen und ohne dass die Funktionsfähigkeit beeinträchtigt ist.
  • Substanzinduzierte psychotische Störung: Alkohol, Stimulanzien Stimulanzien Stimulanzien, Halluzinogene Halluzinogene Psychische und Verhaltensstörungen durch Halluzinogene und Steroide können psychotische Episoden auslösen. Es muss eine ausführliche Anamnese über Beginn, Dauer und Beendigung der Symptome im Zusammenhang mit Drogen- oder Alkoholkonsum erhoben werden.
  • Psychotische Störung aufgrund einer Allgemeinerkrankung: organische Erkrankungen des Gehirns ( Creutzfeldt-Jakob-Krankheit Creutzfeldt-Jakob-Krankheit Übertragbare spongiforme Enzephalopathien, Kopfverletzungen, Enzephalitis Enzephalitis Enzephalitis, Meningitis Meningitis Meningitis, Tumore des zentralen Nervensystems) sowie Stoffwechsel- und Hormonstörungen ( Cushing-Syndrom Cushing-Syndrom Cushing-Syndrom, Schilddrüsenüberfunktion, Hypernatriämie) können die Symptome einer Schizophrenie nachahmen.
  • Stimmungsstörungen mit psychotischen Merkmalen: psychotische Merkmale sind stimmungskongruent und gehen einem klinischen Bild voraus, das von den Symptomen einer Stimmungsstörung dominiert wird, einschließlich Major Depression und bipolarer Störung.
Wichtige Differentialdiagnosen für Schizophrenie
Differentialdiagnose Dauer Negative Symptome Positive Symptome Stimmungsstörung
Schizophrenie > 6 Monate (mit mindestens 1 Monat aktiver Phase der Symptome) Ja Ja Ja
Kurze psychotische Störung 1 Tag bis 1 Monat Nein Ja Ja
Schizophreniforme Störung > 1 Monat, < 6 Monate Nein Ja Ja, selten
Schizoaffektive Störung Schizoaffektive Störung Schizoaffektive Störung Aktuelle Stimmungsepisoden mit aktiver Phase der Schizophrenie plus eine mindestens 2-wöchige Vorgeschichte von Wahnvorstellungen oder Halluzinationen ohne Stimmungssymptome Ja Ja Ja, überwiegend

Quellen

  1. Le, T., Bhushan, V. (2020). First Aid for the USMLE Step 1 (30th-anniversary edition). New York: McGraw-Hill Medical.
  2. Semple, D., Smyth, R. (2013). Oxford Handbook of Psychiatry. Oxford: Oxford University Press.
  3. American Psychiatric Association. (2013). Diagnostic and statistical manual of mental disorders (5. Auflage).
  4. Fischer BA, Buchanan RS. (Literature review current through July 2020; last updated: June 3, 2020). Schizophrenia in adults: Clinical manifestations, course, assessment, and diagnosis. UpToDate Evidence-Based Medicine. https://www.uptodate.com/contents/schizophrenia-in-adults-clinical-manifestations-course-assessment-and-diagnosis?search=schizophrenia&source=search_result&selectedTitle=1~150&usage_type=default&display_rank=1
  5. Stroup TS, Marder S. Pharmacotherapy for schizophrenia: Acute and maintenance phase treatment. (2020). UpToDate Evidence-Based Medicine. https://www.uptodate.com/contents/pharmacotherapy-for-schizophrenia-acute-and-maintenance-phase-treatment?search=schizophrenia&source=search_result&selectedTitle=2~150&usage_type=default&display_rank=2
  6. Robert Koch Institut (2010), Gesundheitsberichterstattung des Bundes Heft 50, Schizophrenie.
    Gesundheitsberichterstattung des Bundes (rki.de) (Zugriff am 17.02.2022)
  7. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (2019). S. 3 Leitlinie „Schizophrenie“.
    038-009k_S3_Schizophrenie_2019-03.pdf (awmf.org) (Zugriff am 17.02.2022)
  8. World Health Organisation (2020). International Classification of Diseases 11th Revision, ICD-11, 6A20 Schizophrenia.
    ICD-11 for Mortality and Morbidity Statistics (who.int) (Zugriff am 18.02.2022)

Details