Peritonsillarabszess

Epidemiologie und Ätiologie

Epidemiologie

• Kommt in allen Populationen vor
• Meist Kinder und Jugendliche betroffen, Alter zwischen 15 und 30 Jahren
• Die Inzidenz in den USA beträgt 30:100.000 (für Deutschland keine exakten Zahlen)

Ätiologie

• Aerob-anaerobe Mischinfektionen: vorwiegend Streptokokken Streptokokken Streptococcus der Gruppe A beteiligt
  • Sowie S. aureus S. aureus Staphylococcus, H. influenzae, verschiedene Anaerobier und Candida Candida Candida/Candidose albicans
• Durch eine akute Tonsillitis Tonsillitis Tonsillitis kommt es zu einer Infektion durch die Tonsillenkapsel und betrifft das umgebende Gewebe, was zu Peritonsillitis führt:
  • Entwickelt sich schließlich zu einem Peritonsillarabszess (PTA)
  • Der Abszess befindet sich zwischen der Kapsel der Gaumenmandeln und den Konstriktoren des Rachens (M. constrictor pharyngis).
  • Seltener kann es auch lange nach Tonsillektomie durch Pharyngitiden zum PTA kommen

Klinik

• Systemische Symptome: Fieber Fieber Fieber, Dehydratation, Unwohlsein
• Lokale Symptome:
  • Halsschmerzen, Dysphagie Dysphagie Dysphagie, Odynophagie, Speichelfluss
  • Ausgedehnte Schwellung in der Mandelloge
  • Ödem und Deviation der Uvula bei Schwellung und Vorwölbung des weichen Gaumens
  • Einseitige zervikale Lymphadenitis
  • Ohrenschmerzen
• Klassischer Symptomen-Trias:
  • Kieferklemme: Reflexkrampf des M. pterygoideus medialis, zuverlässigster Indikator für eine PTA
  • Uvuläre Deviation: aufgrund des Ödems und medialer Deviation des weichen Gaumens und der Peritonsillarloge
  • Dysphonie (kloßige Stimme): aufgrund einer Beteiligung des N. vagus, die dazu führt, dass der Gaumen Gaumen Mundhöhle: Gaumen (Palatum) nicht angehoben wird

Diagnostik und Therapie

Diagnostik

• Die Diagnose wird in erster Linie klinisch gesichert:
  • Geschwollene Tonsillen
  • Nach Medialverschiebung der Tonsille und Deviation der Uvula.
• Sicherung durch putrines Sekret zum Zeitpunkt der Drainage
• Gram-Färbung und Kultur von aspirierter Flüssigkeit und Rachenkultur helfen bei der Identifizierung verursachender Krankheitserreger für eine gezielte Antibiotikatherapie.
• Intraorale oder submandibuläre Sonografie:
  • Wenn eine Differenzierung zwischen Peritonsillitis und PTA gestellt werden muss
  • Zur Unterstützung der Nadelaspiration
• Bei Verdacht auf eine Ausbreitung der Infektion in tiefere Ebenen sollte eine Computertomographie Computertomographie Computertomografie (CT) (CT) durchgeführt werden.

Therapie

• Bei Patient*innen mit drohender Atemwegsobstruktion Atemwegsobstruktion Atemwegsobstruktion besteht der erste Behandlungsschritt darin, die Atemwege durch Intubation zu sichern.
• Drainage:
  • Nadelaspiration oder -inzision und -drainage + Spülung
  • Eine chirurgische Drainage kann erforderlich sein, wenn eitriges Material nicht allein durch Aspiration entfernt werden kann.
• Antimikrobielle Therapie:
  • Aminopenicillin/Betalaktamase-Hemmer
  • Clindamycin
  • Bei schwerem Verlauf MRSA mit abdecken (z.B. mit Vancomyzin)
• Bei rezidivierender PTA kann eine Tonsillektomie erwogen werden.

Komplikationen

Die Ausbreitung der Infektion kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Dazu gehören die folgenden:

• Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung): eine Infektion des Lungenparenchyms, die durch Aspiration von Bakterien in die Lunge Lunge Lunge: Anatomie im Rahmen einer PTA oder Pharyngitis Pharyngitis Pharyngitis verursacht werden kann
• Atemwegsobstruktion Atemwegsobstruktion Atemwegsobstruktion: eine teilweise oder vollständige Verlegung der oberen Atemwege aufgrund eines ausgedehnten Ödems von einer PTA
• Retropharyngealer Abszess: Ausdehnung eines PTA in den Retropharyngeal-, tiefen Hals- und hinteren Mediastinalraum
• Sepsis Sepsis Sepsis und septischer Schock: Fieber Fieber Fieber, Tachykardie, Tachypnoe Tachypnoe Untersuchung der Lunge, Hypotonie Hypotonie Hypotonie und/oder Bewusstseinsstörungen, die auf eine systemischen Organdysfunktion hindeuten, können die Folge davon sein, dass Bakterien durch eine zuvor lokale Infektion in den Blutkreislauf gelangen.

Differentialdiagnosen

• Epiglottitis Epiglottitis Epiglottitis: Entzündung Entzündung Entzündung der Epiglottis Epiglottis Larynx (Kehlkopf), die am häufigsten durch eine Infektion mit H. influenzae verursacht wird. Eine Epiglottitis Epiglottitis Epiglottitis präsentiert sich mit einer „kirschroten“ Epiglottis Epiglottis Larynx (Kehlkopf), Fieber Fieber Fieber, Dysphagie Dysphagie Dysphagie, Sabbern und Atembeschwerden. Eine Epiglottitis Epiglottitis Epiglottitis kommt häufig bei ungeimpften Kindern vor. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika und Glukokortikoiden. Obwohl sowohl die Epiglottitis Epiglottitis Epiglottitis als auch die PTA bei der Untersuchung eine Kieferklemme zeigen, können Befunde einer Peritonsillarschwellung und einer Uvula-Deviation zur Differenzierung beitragen.

• Retropharyngealer Abszess Retropharyngealer Abszess Retropharyngealer Abszess: Abszesse, die im Retropharyngealraum auftreten. Retropharyngeale Abszesse können durch Ausdehnung lokaler Infektionen, wie Infekte der oberen Atemwege, oder durch Traumata wie zahnärztliche Eingriffe verursacht werden. Zu den wichtigsten klinischen Merkmalen gehören eine Kieferklemme, Dysphagie Dysphagie Dysphagie und die Unfähigkeit zur Halsextension. Die Diagnose wird durch CT des Halses bestätigt. Die Behandlung erfolgt hauptsächlich durch Antibiotika und chirurgische Drainage. Komplikationen sind Atemwegsinsuffizienz, Mediastinitis Mediastinitis Mediastinitis und Thrombosen der V. jugularis interna. Das Fehlen von peritonisillären Manifestationen hilft, einen retropharyngealen Abszess von einer PTA abzugrenzen.

• Parapharyngealer Abszess Parapharyngealer Abszess Parapharyngealer Abszess: ein Abszess, der am häufigsten durch Zahninfektionen verursacht wird und sich in den seitlichen oder hinteren Rachenraum erstreckt. Ein parapharyngealer Abszess Parapharyngealer Abszess Parapharyngealer Abszess stellt sich mit Fieber Fieber Fieber, Halsschmerzen und Odynophagie dar. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika und chirurgischer Drainage. Bei der Untersuchung differenziert er sich durch eine Vorwölbung hinter dem dorsalen Tonsillenpol von der PTA. Der weiche Gaumen Gaumen Mundhöhle: Gaumen (Palatum) und die Tonsillen selbst normal sind.