Morbus Whipple

Morbus Whipple ist eine Infektionskrankheit mit Malabsorptionssyndrom und systemischen Manifestationen (neurologisch, kardiologisch und muskuloskeletal). Die Erkrankung wird durch das Bakterium Tropheryma Whipplei verursacht. Dieser PAS-positive Erreger ist weltweit verbreitet und es wird vermutet, dass 2–4 % der Bevölkerung eine asymptomatische Besiedlung aufweisen. Die Patient*innen stellen sich häufig mit Gewichtsverlust, Durchfall Durchfall Durchfall (Diarrhö)/Steatorrhö und Arthralgien sowie neurologischen und kardialen Symptomen vor. Morbus Whipple wird durch eine Biopsie des Dünndarms und ggf. eine Labordiagnostik diagnostiziert. In der Biopsie sind PAS-positive Makrophagen Makrophagen Zellen des angeborenen Immunsystems und Anomalien der Mukosa zu sehen. Bei negativer PAS-Färbung kann auch eine PCR- oder Antikörperuntersuchung erfolgen. Therapeutisch kommen Antibiotika zum Einsatz. Es erfolgt meist eine Induktionstherapie mit Penicillin oder Ceftriaxon Ceftriaxon Cephalosporine und danach eine Erhaltungstherapie mit Cotrimoxal. Ohne adäquate Behandlung verläuft diese Infektionserkrankung tödlich. Bei suffizienter Therapie ist die Prognose sehr gut.

Aktualisiert: 20.02.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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Überblick

Definition

Morbus Whipple ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Tropheryma whipplei verursacht wird. Die Infektion führt zu einem Malabsorptionssyndrom mit systemischen Symptomen wie Arthritis.

Epidemiologie

  • Seltene Erkrankung
  • Weltweite Verbreitung des Erregers
  • Seltene Erkrankung: Gesamtinzidenz von 1–3:1 Mio.
  • Erhöhte Prävalenz in landwirtschaftlichen Betrieben (da T. Whipplei im Boden zu finden ist) sowie in Abwässern und Kläranlagen
  • Möglicherweise assoziiert mit HLA-B27-Haplotyp
  • Am häufigsten bei Männern mit einem hellen Hautton (Männer:Frauen = 8:1)
  • Mittleres Alter bei Symptombeginn: 49 Jahre

Ätiologie

Erreger T. Whipplei:

  • Stäbchenförmiger, unbeweglicher, grampositiver Bazillus
  • Gehört zu den Actinomycetes
  • Säurefester Abstrich: negativ
  • Periodsäure-Schiff-Reaktion (Englisches Akronym: PAS (Periodic acid–Schiff)): positiv
  • Umhüllt von einer Plasmamembran und bedeckt von einer Zellwand
  • Vorkommen des Bakteriums in Boden und Abwasser
  • Kolonisation des Magen-Darm-Traktes, des lymphoretikulären Systems und des ZNS

Bei 2–4 % der Bevölkerung wird eine asymptomatische Besiedlung des Darmlumens vermutet. Eine Immunschwäche des Wirts oder eine genetische Prädisposition wurden mit symptomatischen Infektionen in Verbindung gebracht.

Pathophysiologie

  • Die Pathogenese ist nicht vollständig geklärt.
  • Gekennzeichnet durch ein allgemeines Fehlen einer entzündlichen Reaktion des Wirts auf T. Whipplei
  • Ein Defekt in der zellulären Immunabwehr führt zu einer bakteriellen Invasion des Darms.
  • Spezifische immunologische Störungen:
    • Geringe Aktivität von Typ-1-T-Helferzellen und erhöhte Aktivität von Typ-2-T-Helferzellen
    • Niedriges CD4:CD8-T-Zell-Verhältnis
    • Mangelhafte Expression des Komplementrezeptors Typ 3 auf mononukleären Wirtszellen
    • Verminderte Antigenpräsentation durch den Major Histocompatibility Complex (MHC) Klasse 2 Rezeptor auf Darmepithelzellen
  • Es gibt keine ausgeprägten zytotoxischen Wirkungen auf Wirtszellen, sodass sich der Erreger in großer Zahl im Gewebe anreichern kann.
  • Der Erreger wird aufgenommen und breitet sich über die Darmmukosa lymphogen im ganzen Körper aus.
  • Phagozytose durch Makrophagen Makrophagen Zellen des angeborenen Immunsystems → diese sind danach PAS-positiv (Glykoproteineinschlüsse = SPC-Zellen)
  • T. Whipplei dringt in eine Vielzahl von Geweben und Organen ein:
  • Die PAS-positiven Makrophagen Makrophagen Zellen des angeborenen Immunsystems können die Lymphbahnen verstopfen, was zu einer Erweiterung der Lymphgefäße führt.
  • Die Infiltration der Lamina propria des Darms stört die Zottenfunktion und verursacht das Malabsorptionssyndrom.
  • Die Infiltration anderer Organe verursacht organspezifische Symptome (z. B. Arthralgien mit Infiltration der Synovia).

Klinik

Klassischer Morbus Whipple

Bei Kombination aus Anzeichen einer Malabsorption Malabsorption Malassimilation: Maldigestion und Malabsorption zusammen mit seronegativer Arthritis sollte ein Morbus Whipple ausgeschlossen werden.

Andere Manifestationen

  • Herz:
  • Neurologische Manifestationen:
    • Verwirrung
    • Krampfanfälle Krampfanfälle Krampfanfälle im Kindesalter
    • Delirium
    • Kognitive Beeinträchtigungen
    • Hypersomnie
    • Extrapyramidale Symptome
    • Ataxien und Klonus
    • Pathognomonischer Befund:
      • Okulomastikatorische Myorhythmie (kontinuierliche Konvergenzbewegungen der Augen mit gleichzeitigen Kaumuskelkontraktionen)
      • Okulofaziale (sklettale) Myorhythmie
      • Vertikale Blickparesen und okulomotorische Störungen
  • Systemische Manifestationen:
    • Fieber Fieber Fieber
    • Gewichtsverlust
    • Mesenteriale oder mediastinale Lymphadenopathie Lymphadenopathie Lymphadenopathie (50 % der Fälle)
    • Peripheres Ödem (aufgrund einer Hypoproteinämie als Folge einer schlechten Ernährung und einer Proteinverlust-Enteropathie, enteraler Eiweißverlust)

Diagnostik

Anamnese

  • Betrifft vor allem Männer mittleren Alters mit hellem Hautton (ca. 30–60 Jahre)
  • Berufliche Exposition: Landwirte und Arbeiter in Klärwerken
  • Chronischer/langanhaltender Durchfall Durchfall Durchfall (Diarrhö) ohne erkennbare Ursache
  • Bauchschmerzen
  • Arthralgien
  • Gewichtsverlust

Körperliche Untersuchung

  • Unspezifisch
  • Abgemagertes, unterernährtes Aussehen mit generalisierten Ödemen
  • Neurologische/psychiatrische Befunde können bei Beteiligung des Nervensystems vorliegen.

Labordiagnostik

  • Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen aufgrund einer chronischen Erkrankung und Eisen-, Folsäure- oder Vitamin-B12-Mangel
  • Ggf. erhöhtes CRP
  • Beschleunigte BSG
  • Leichte Leukozytose
  • Ggf. positiver Haemoccult-Test
  • Hypoalbuminämie mit normalen Globulinspiegeln
  • Längere Prothrombinzeit
  • Stuhlkultur zum Ausschluss anderer infektiöser Ursachen von Durchfall Durchfall Durchfall (Diarrhö)
  • Serologische Tests zum Ausschluss von Autoimmun-/rheumatischen Erkrankungen (z. B. Rheumafaktor, antinukleäre Antikörper)
  • Erniedrigtes Cholesterin Cholesterin Cholesterinstoffwechsel und Triglyzeride

Biopsie

  • Beweisend für die Erkrankung
  • Mehrere Biopsien aus verschiedenen Anteilen des Dünndarms
  • Endoskopisch lassen sich teilweise veränderte Zotten und eine stärker verletzliche Mukosa erkennen.
  • ÖGD mit folgenden Befunden:
    • Die Schleimhaut kann, muss aber keine groben Anomalien aufweisen.
    • Ein falsch negatives Ergebnis ist häufig, wenn Betroffene Antibiotika erhalten, bevor sie sich einer diagnostischen Untersuchung unterzogen haben.
  • Eine Biopsie anderer Gewebe (Herz, Synovia, Liquor) sollte durchgeführt werden, wenn:
    • Die einzigen Symptome extraintestinal sind.
    • Die Darmbiopsie negativ ist, aber der Verdacht weiterhin besteht.
  • Bei negativer PAS-Färbung kann mit folgenden Tests eine Diagnose gestellt werden:
    • T.-Whipplei-Nachweis über PCR oder 16s-rRNA-Nachweis
    • T.-Whipplei-Antikörper-positive immunhistochemische Färbung
  • Liquordiagnostik (bei neurologischen Beschwerden)

Auch bildgebende Verfahren können zum Einsatz kommen:

Lymphangiektasien bei Endoskopie

Endoskopische Ansicht der Jejunumschleimhaut bei Morbus Whipple:
Weiße Läsionen, die mit diffuser intestinaler Lymphangiektasie übereinstimmen

Bild: „Endoscopy“ von Department of Internal Medicine, Hospital General Universitario de Alicante, c/ Pintor Baeza, 12, 03010, Alicante, Spain. Lizenz: CC BY 4.0

Therapie und Prognose

Therapie

Grundlegende Therapie ist die Gabe von Antibiotika:

Nach Eradikation des Erregers sollten lebenslange Verlaufskontrollen erfolgen.

Prognose

  • Den meisten Patient*innen mit adäquater Behandlung haben eine sehr gute Prognose.
  • Ohne Therapie verläuft Morbus Whipple tödlich.
  • Eine drastische Verbesserung ist normalerweise innerhalb von 7–21 Tagen zu sehen.
  • Neurologische Ausfälle können manchmal irreversibel sein.
  • Komplikationen:
    • Entzündliches Immunrekonstitutionssyndrom (IRIS):
      • Kann sich innerhalb der ersten Wochen nach Beginn der Antibiotikatherapie entwickeln
      • Hohes Fieber Fieber Fieber und Symptome, die einem Rückfall ähneln
      • Prednisolon-Gabe
    • Rezidiv:
      • Versagen des klinischen Ansprechens auf Antibiotika
      • Positive PCR bei Wiederholungsbiopsie

Differentialdiagnosen

Quellen

  1. Antunes C., Singhal M. Whipple Disease. (2020). In: StatPearls. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK441937/ (Zugriff am 21.02.2021)
  2. Apstein M. D., Schneider T. (2020). Whipple’s Disease. https://www.uptodate.com/contents/whipples-disease (Zugriff am 21.02.2021)
  3. Bally J. F., Méneret A., Roze E., Anderson M., Grabli D., Lang A. E. (2018). Systematic review of movement disorders and oculomotor abnormalities in Whipple’s disease. Mov Disord. 33(11):1700-1711.
  4. Hujoel I. A., Johnson D. H., Lebwohl B., Leffler D., Kupfer S., Wu T. T., Murray J.A., Rubio-Tapia A. (2019). Tropheryma whipplei Infection (Whipple Disease) in the USA. Dig Dis Sci. 64:213-223. 
  5. Dolmans, R. A. V., Boel, C. H. E., Lacle, M. M., Kusters, J. G. (2017). Clinical Manifestations, Treatment, and Diagnosis of Tropheryma whipplei Infections. Clin Microbiol Rev. 30:529-555.
  6. Gerd Herold und Mitarbeiter. 2020 Innere Medizin.
  7. Hanns-Wolf Baenkle, Christiane Bieber, Roland Brandt, Tushar Thomas Chatterjee et al. Duale Reihe Innere Medizin. 4. Auflage. Thieme Verlag. 2018. doi:10.1055/b-005-145255
  8. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). (S2k) Leitlinie. Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple. AWMF-Registernummer 021-024. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-024l_S2k_Infektioese_Gastritis_2015-02-abgelaufen.pdf (Zugriff am 10.08.2022).

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Simon Veiser beschäftigt sich seit 2010 nicht nur theoretisch mit IT Service Management und ITIL, sondern auch als leidenschaftlicher Berater und Trainer. In unterschiedlichsten Projekten definierte, implementierte und optimierte er erfolgreiche IT Service Management Systeme. Dabei unterstützte er das organisatorische Change Management als zentralen Erfolgsfaktor in IT-Projekten. Simon Veiser ist ausgebildeter Trainer (CompTIA CTT+) und absolvierte die Zertifizierungen zum ITIL v3 Expert und ITIL 4 Managing Professional.

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Dr. Frank Stummer ist Gründer und CEO der Digital Forensics GmbH und seit vielen Jahren insbesondere im Bereich der forensischen Netzwerkverkehrsanalyse tätig. Er ist Mitgründer mehrerer Unternehmen im Hochtechnologiebereich, u.a. der ipoque GmbH und der Adyton Systems AG, die beide von einem Konzern akquiriert wurden, sowie der Rhebo GmbH, einem Unternehmen für IT-Sicherheit und Netzwerküberwachung im Bereich Industrie 4.0 und IoT. Zuvor arbeitete er als Unternehmensberater für internationale Großkonzerne. Frank Stummer studierte Betriebswirtschaft an der TU Bergakademie Freiberg und promovierte am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe.

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Sobair Barak hat einen Masterabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen absolviert und hat sich anschließend an der Harvard Business School weitergebildet. Heute ist er in einer Management-Position tätig und hat bereits diverse berufliche Auszeichnungen erhalten. Es ist seine persönliche Mission, in seinen Kursen besonders praxisrelevantes Wissen zu vermitteln, welches im täglichen Arbeits- und Geschäftsalltag von Nutzen ist.

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