Lymphsystem

Das Lymphsystem besteht aus den lymphatischen Organen, die die Zellen des Immunsystems enthalten und den Lymphgefäßen. Letztere transportieren die interstitielle Flüssigkeit Interstitielle Flüssigkeit Flüssigkeitsräume des Körpers (als Lymphe) zurück in den venösen Kreislauf. Lymphgefäße ziehen sich durch den ganzen Körper, sie entwässern ihn und filtern die Lymphe, erleichtern die Homöostase und helfen bei der Abwehr zirkulierender Krankheitserreger. Der Flüssigkeitsfluss ist unidirektional und wird durch Ventile in den sammelnden Lymphgefäßen ermöglicht. Bei Gefäßen ohne Klappen hilft die Muskelkontraktion von Organen und angrenzenden Blutgefäßen beim Flüssigkeitstransport. Um in den venösen Kreislauf zurückzukehren, fließt die Lymphe in den großen Lymphbahnen des Körpers zusammen: der Ductus lymphaticus dexter (zuständig für die rechte Seite von Kopf und Hals, rechte Seite des Thorax und rechte obere Extremität) und der Ductus thoracicus (zuständig für den Rest des Körpers). Ursachen für Erkrankungen, die das Lymphsystem betreffen, können Infektionen, Lymphgefäßschäden oder Verletzungen und Malignomen sein.

Aktualisiert: 22.05.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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Überblick

Immunsystem

Lymphsystem

Das Lymphsystem (umfasst Lymphgefäße, Lymphflüssigkeit und die lymphatischen Organe) ist Teil des körpereigenen Immunsystems.

Anatomie des Lymphsystems

Anatomie des Lymphsystems: umfasst die primären (Knochenmark, Thymus) und sekundären (Milz, Lymphknoten und MALT) lymphatischen Organe.
Kleinere Lymphgefäße transportieren die Lymphe zu den größeren Lymphgefäßen im Rumpf und diese transportieren Flüssigkeit zurück in den venösen Kreislauf.

Bild : „Anatomy of the Lymphatic System“ von OpenStax. Lizenz: CC BY 4.0

Lymphe und Lymphgefäße

Strukturen

  • Lymphe:
    • Flüssigkeit, die in die Lymphgefäße gelangt
    • Stammt aus extrazellulärer Flüssigkeit und enthält Produkte des Gewebestoffwechsels und -katabolismus, apoptotische Zellen, Zelltrümmer und Immunzellen
  • Lymphkapillaren:
    • Permeable, blind endende Gefäße (Endothelzellen sind nicht fest verbunden)
    • Transport von Lymphe aus den Geweben zu den Lymphknoten über Lymphgefäße
    • Größerer Durchmesser (bis zu 100 μm breit) als Blutkapillaren
    • Endothelzellen überlappen sich und bilden Miniventile, die sich leicht öffnen lassen.
    • Interstitielle Proteine Proteine Proteine und Peptide können nicht in die Blutkapillaren gelangen, aber sie können in die Lymphkapillaren eindringen.
  • Lymphgefäße (Typen):
    • Initiale Lymphgefäße:
      • Keine Ventile
      • Keine glatten Muskelzellen in den Wänden
      • Lokalisiert in Regionen wie dem Darm und der Skelettmuskulatur Skelettmuskulatur Muskelphysiologie der Skelettmuskulatur
      • Flüssigkeit tritt durch Verbindungen zwischen Endothelzellen ein und die Muskelkontraktionen (von Organen und Blutgefäßen) fördern den Flüssigkeitsfluss.
      • Abfluss in die größeren Lymphgefäße
    • Sammelnde/Größere Lymphgefäße (Kollektoren):
      • Mit Klappen (das perlenkettenartige Aussehen der Lymphbahnen und -gefäße spiegelt das Vorhandensein von Klappen wider)
      • Mit glatter Muskulatur in den Wänden
      • Muskelkontraktionen in den Lymphgefäßen bewegen die Flüssigkeit entlang der Gefäße.

Hauptfunktionen

  • Lymphtransport und Immunabwehr:
    • Krankheitserreger, Tumorzellen und Zellabfall wandern durch die Lymphe.
    • Lymphe wird gefiltert und die entsprechende Immunantwort wird in den Lymphknoten aufgebaut.
  • Flüssigkeitshomöostase:
    • Eine Zunahme des interstitiellen Flüssigkeitsvolumens und ausgetretene Proteinmoleküle führen zu Flüssigkeitsansammlungen in Geweberäumen (Ödeme).
    • Lymphkapillare nehmen überschüssige oder extravasierte Flüssigkeit (die das Öffnen der Miniventile bewirkt) und Proteine Proteine Proteine und Peptide auf und ermöglichen so die Wiederaufnahme in den Kreislauf.
  • Lipidtransport:
    • Fette und fettlösliche Vitamine aus dem Verdauungssystem werden aufgenommen.
    • Spezielle Lymphkapillaren in den Dünndarmzotten erleichtern den Transport in den venösen Kreislauf.
    • Lymphe aus dem Verdauungstrakt wird auch Chylus genannt (milchiges Aussehen aufgrund des Fettgehalts)

Weg der Lymphdrainage

  • Unidirektional
  • Lymphkapillaren → Lymphgefäße (treten in Lymphknoten über afferente Gefäße ein und verlassen sie über efferente Gefäße) → Lymphgänge (Ductus lymphatici)
  • 1 großer Ductus auf jeder Körperseite:
    • Der Ductus lymphaticus dexter drainiert:
      • Rechte Körperseite kranial des Zwerchfells (rechte Kopf- und Halsseite, rechte Thoraxseite und rechte obere Extremität)
      • Abfluss in den Übergang der rechten V. subclavia und der V. jugularis interna (Venenwinkel)
    • Der Ductus thoracicus (größer) drainiert den Rest (75 %) des Körpers.
      • Leitet Lymphe aus beiden unteren Extremitäten, der linken oberen Extremität und der linken Hälfte des Kopfes und des Halses ab
      • Beginnt an der Cisterna chyli (Lymphsack auf Höhe des L2-Wirbels)
      • Steigt in den Thorax auf und geht durch den Hiatus aortae des Zwerchfells
      • Verläuft weiter rechts nach kranial in das hintere Mediastinum Mediastinum Mediastinum und große Gefäße und läuft dann bei Wirbel Th5 nach links
      • Drainiert in den Zusammenfluss zwischen der linken V. subclavia und der V. jugularis interna

Störungen des Lymphsystems

Einer Lymphadenopathie Lymphadenopathie Lymphadenopathie können unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen. Ein Ansatz zur Bestimmung der Ätiologie basiert auf der Lage der betroffenen Lymphknoten und den von ihnen drainierten Bereichen.

Tabelle: Störungen des Lymphsystems
Lokalisation Drainierter Bereich Assoziierte Erkrankungen
Halslymphknoten Kopf und Hals
Präaurikuläre Lymphknoten
  • Konjunktiva
  • Gehörgang
  • ventrale und temporalseitige Kopfhaut
Infektionen in drainierten Gebieten
Postaurikuläre Lymphknoten Parietotemporale Kopfhaut Infektionen (häufig bei Röteln Röteln Röteln-Virus)
Supraklavikuläre Lymphknoten
Axilläre Lymphknoten
Epitrochleäre Lymphknoten Mediale Seite des Armes unterhalb des Ellenbogens
Mediastinale Lymphknoten
Hiläre Lymphknoten Lunge Lunge Lunge: Anatomie
Nodi lymphatici coeliaci
Superiore mesenteriale Lymphknoten
Inferiore mesenteriale Lymphknoten Von der linken Colonflexur bis zum oberen Teil des Rektums
Paraaortale (lumbale) Lymphknoten
Beckenlymphknoten (extern und intern)
  • Infektionen: Geschlechtskrankheit (STD)
  • Malignome und Metastasen
Leistenlymphknoten
  • Untere Extremität
  • Genitalien
  • Gesäßregion
  • Bauchwand unterhalb des Nabels
Kniekehlenlymphknoten Unterschenkel Unterschenkel Unterschenkel Infektion ( Phlegmone Phlegmone Phlegmone)

Klinische Relevanz

  • Lymphödem: Der kolloidosmotische Druck der interstitiellen Flüssigkeit steigt, was zu einem Lymphödem führt. Die Lymphdrainage dient als Hauptweg für die Ableitung der interstitiellen Flüssigkeit. Eine Dysfunktion der Lymphgefäße führt zur Entwicklung von Ödemen. Patient*innen können sich klinisch mit Peau d’Orange-Hautveränderungen und Elephantiasis präsentieren. Ursachen sind angeborene Hypoplasie der Lymphgefäße, maligne Geschehen, Übergewicht oder Operationen.
  • Chylothorax: Zustand, bei dem der Ductus thoracicus rupturiert/undicht ist und Chylus in den Pleuraspalt entweicht. Der Zustand wird häufig durch ein Trauma (z. B. Thoraxchirurgie) verursacht, entsteht aber auch durch Tumore. Die Klinik umfasst Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot) und einen Pleuraerguss Pleuraerguss Pleuraerguss im Röntgenthorax. Bei der Thorakozentese Thorakozentese Invasive Verfahren am Thorax wird eine milchige Pleuraflüssigkeit mit einem erhöhten Triglyceridspiegel festgestellt. Die Auswertung erfolgt durch ein Lymphangiographie und einer mediastinalen CT-Aufnahme.
  • Lymphangitis: Entzündung Entzündung Entzündung der Lymphgefäße, oft verursacht durch Bakterienausbreitung. Die häufigste Ursache sind β-hämolysierende Streptokokken Streptokokken Streptococcus der Gruppe A. Die Gefäße sind dilatiert und füllen sich mit Exsudat. Bei der körperlichen Untersuchung sind rote subkutane Streifen zu sehen, die entzündete Lymphgefäße darstellen. Dies wird von schmerzhaften und vergrößerten Lymphknoten (Lymphadenitis) begleitet.

Quellen

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  3. Ilahi, M, St Lucia, K, & Ilahi, TB. (2020). Anatomy, thorax, thoracic duct. In: StatPearls. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK513227/
  4. Paulsen, DF. (Ed.). (2010). Circulatory system. Histology & Cell Biology: Examination & Board Review, 5e. McGraw Hill. https://accessmedicine.mhmedical.com/content.aspx?bookid=563&sectionid=42045306
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  6. Michael Schünke, Erik Schulte, Udo Schumacher, Markus Voll, Karl H. Wesker (2016). Prometheus LernAtlas – Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, 4. Auflage, Georg Thieme Verlag
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