Ellenbogenluxation

Überblick

Definition

Ellenbogenluxation ist eine Luxation des Radius Radius Unterarm oder der Ulna Ulna Unterarm in Relation zum Humerus Humerus Arm.

Anatomie

Der Ellenbogen ist ein Synovialgelenk zwischen Oberarm Oberarm Arm und Unterarm Unterarm Unterarm.

• Artikulationspunkt zwischen Humerus Humerus Arm im Oberarm Oberarm Arm und Speiche und Ulna Ulna Unterarm im Unterarm Unterarm Unterarm
• Besteht aus 3 Gelenken, die in einer einzigen Gelenkkapsel eine funktionelle Einheit bilden:
  • Humeroulnargelenk
  • Humeroradialgelenk
  • Proximales Radioulnargelenk Proximales Radioulnargelenk Unterarm
• Gestützt durch die Gelenkkapsel sowie mehrere Bänder:
  • Ligamentum collaterale radiale
  • Ligamentum collaSeitenband
  • Ligamentum anulare radii
  • Membrana interossea antebrachii
• Die Ellenbogenmuskulatur hat ihren Ursprung am Oberarm Oberarm Arm und setzt an den Unterarm Unterarm Unterarm an, wodurch eine Beugung/Streckung des Ellenbogens sowie eine Supination/Pronation des Unterarms erreicht wird.

Epidemiologie

• Häufiger bei Männern
• Inzidenz-Höhepunkt: 12.–20. Lebensjahr
• Am zweithäufigsten luxiertes Gelenk nach der Schulter

Ätiologie und Klassifikation

Ätiologie

Ein Trauma ist die häufigste Ursache und die Richtung der Kraft, die auf das Ellenbogengelenk Ellenbogengelenk Ellenbogengelenk einwirkt, bestimmt die Richtung der Luxation.

• Sturz auf ausgestreckte Hand Hand Hand (häufigster Verletzungsmechanismus) → Ellenbogen wird nach hinten luxiert
• Mediales Trauma → Ellenbogen wird nach lateral luxiert
• Laterales Trauma → Ellenbogen wird nach medial luxiert
• Posteriores Trauma → Ellenbogen wird nach anterior luxiert

Klassifikation

Die Klassifikation von Ellenbogenluxationen kann anatomisch oder klinisch eingeteilt werden.

• Die klinische Klassifikation bezieht sich auf das Vorliegen einer begleitenden Fraktur Fraktur Überblick über Knochenbrüche.
• Die anatomische Klassifikation bezieht sich auf die Richtung der Luxation.

Klinische Klassifikation:

• Einfache Ellenbogenluxation: keine Begleitfraktur
• Komplexe Ellenbogenluxation: Begleitfraktur, sowie häufige Trias aus:
  • Fraktur Fraktur Überblick über Knochenbrüche des Processus coronoideus
  • Fraktur Fraktur Überblick über Knochenbrüche des Radiusköpfchens oder -halses
  • Posteriore Luxation des Ellenbogens

Anatomische Klassifikation:

• Posteriore Luxation (am häufigsten)
• Vordere Luxation
• Mediale Luxation
• Laterale Luxation

Klinik

• Bewegungseinschränkung bei Flexion und Extension des Ellenbogens durch dislozierte Knochen Knochen Aufbau der Knochen
• Schwellung und Schmerzen des Gelenks sowie mögliches Erythem
• Seitendifferenz der Extremitätenlänge
  • Bei einer Luxation des Ellenbogens nach posterior ist die betroffene Extremität kürzer als die kontralaterale.
  • Im Gegensatz dazu ist bei einer Verschiebung des Ellenbogens nach anterior die betroffene Extremität länger als die kontralaterale.
• Ellenbogendeformität mit prominentem Olecranon
• Schädigung der Arteria brachialis Brachialis Arm, einhergehend mit:
  • Schmerzen
  • Blässe
  • Fehlendem Puls distal der Verletzung
  • Lähmung
  • Parästhesie
• Neuropathie:
  • Welcher periphere Nerv betroffen ist, hängt von der Richtung der Ellenbogenluxation und dem Vorliegen einer begleitenden Fraktur Fraktur Überblick über Knochenbrüche ab.
  • Nicht dislozierte Frakturen mit medialer Ellenbogenluxation: assoziiert mit Ulnarneuropathie und damit verbundener verminderter Sensibilität und Kraft des 4. und 5. Fingers
  • Nicht dislozierte suprakondyläre Frakturen mit anteromedialen Ellenbogenluxationen: assoziiert mit Medianusneuropathie und einhergehender verminderter Sensibilität und Kraft der lateralen 3½ Finger
  • Anterolaterale Ellenbogenluxation: assoziiert mit Radiusneuropathie und daher Fallhand sowie verminderter Sensibilität am hinteren Unterarm Unterarm Unterarm und der dorsalen Hand Hand Hand.

Diagnostik

• Körperliche Untersuchung anhand der Befunde und Symptome einer Luxation
  • Schmerzen beim Abtasten
  • Sichtbare Schwellung oder Deformität
  • Stark eingeschränkte Beweglichkeit
  • Kürzlich aufgetretenes Trauma des Ellenbogengelenks
• Röntgenaufnahme des Ellenbogengelenks: Anterior-posteriore (a.p.) und laterale Bilder werden angefertigt, um die Luxation zu bestätigen.
• CT des Ellenbogengelenks:
  • Wenn das Röntgen Röntgen Röntgen zur Diagnosestellung ausreicht, ist ein CT nicht indiziert.
  • Wird bei Verdacht auf eine komplexe Ellenbogenluxation mit begleitender(n) Fraktur Fraktur Überblick über Knochenbrüche(en) durchgeführt

Therapie

Nicht-chirurgische Therapie

• Mittel der Wahl für einfache Ellenbogenluxationen ohne Begleitfrakturen
• i.v.-Analgetika
• Geschlossene Reposition:
  1. Ellenbogen wird zuerst um 90 Grad gebeugt
  2. Der Ellenbogen ist dann möglichst proniert.
  3. Auf den Unterarm Unterarm Unterarm wird eine axiale Kraft ausgeübt, wodurch das Olecranon in Position gebracht wird.
• Röntgenaufnahme des Ellenbogengelenks nach der Reposition zur Sicherstellung einer erfolgreichen Reposition und korrekten anatomischen Stellung
• Beurteilung des radialen und ulnaren Pulses zum Ausschluss einer Gefäßschädigung
• Fokussierte Untersuchung der Sensibilität und Motorik der betroffenen Extremität zum Ausschluss von Nervenläsionen
• Ruhigstellung des Ellenbogengelenks mit Orthese oder Schiene nach erfolgreicher Reposition

Chirurgische Therapie

• Bevorzugt bei komplexen Ellenbogenluxationen mit begleitender Fraktur Fraktur Überblick über Knochenbrüche
• i.v.-Analgetika
• Offene Repositionsfixation: offenes chirurgisches Verfahren zur Stabilisierung der gebrochenen Knochensegmente und zur Reparatur der Seitenbänder des Ellenbogens
• Postoperatives Röntgen Röntgen Röntgen des Ellenbogengelenks zur Sicherstellung einer erfolgreichen Reposition und korrekten anatomischen Stellung
• Beurteilung des radialen und ulnaren Pulses zum Ausschluss einer Gefäßschädigung
• Fokussierte Untersuchung der Sensibilität und Motorik der distalen oberen Extremität zum Ausschluss von Nervenläsionen

Differentialdiagnosen

Eine Ellenbogenluxation kann häufig bei den folgenden Grunderkrankungen beobachtet werden:

• Radiuskopf-Subluxation Radiuskopf-Subluxation Radiuskopf-Subluxation (Chassaignac-Lähmung) ( Chassaignac-Lähmung Chassaignac-Lähmung Radiuskopf-Subluxation (Chassaignac-Lähmung)): Luxation des Radiusköpfchens vom Ligamentum anulare radii. Die Subluxation des Radiusköpfchens tritt normalerweise bei Kindern auf, wenn sie an den Armen hochgezogen werden („Kindermädchen-Ellenbogen“). Ein übermäßiger Zug nach oben oder außen am Radius Radius Unterarm luxiert ihn aus dem Ligamentum anulare radii. Die Subluxation des Radiusköpfchens ist mit starken Schmerzen und einem pronierten Unterarm Unterarm Unterarm verbunden, der eng am Rumpf gehalten wird. Die Behandlung umfasst Hyperpronation oder Supination bis das Radiusköpfchen in das Ringband zurückgeführt wird.
• Osteogenesis imperfecta Osteogenesis Imperfecta Osteogenesis Imperfecta: auch als „Glasknochenkrankheit“ bekannt. Osteogenesis imperfecta Osteogenesis Imperfecta Osteogenesis Imperfecta ist eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung, die durch Mutationen im COL1A1- oder COL1A2 -Gen verursacht wird. Osteogenesis imperfecta Osteogenesis Imperfecta Osteogenesis Imperfecta führt zu einer verminderten Produktion von ansonsten normalem Typ-I-Kollagen. Patient*innen können Knochenbrüche aufgrund eines minimalen Traumas, blaue Skleren aufgrund verdickten Aderhautbindegewebes, Zahnanomalien aufgrund von Dentinmangel und Hörverlust aufgrund von Gehörknöcheldefekten präsentieren.
• Ehlers-Danlos-Syndrom Ehlers-Danlos-Syndrom Ehlers-Danlos-Syndrom: genetische Erkrankung mit variablem Vererbungsmuster, die zu Kollagendefekten führt. Es gibt mehrere Subtypen des Ehlers-Danlos-Syndroms (EDS). Der Hypermobilitätstyp ist der häufigste. Der klassische Typ betrifft Kollagen Kollagen Bindegewebe Typ V, während der vaskuläre Typ Kollagen Kollagen Bindegewebe Typ III betrifft. Die Patient*innen stellen sich mit hypermobilen Gelenken, hyperelastischer Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion, Blutungsneigung aufgrund von Gefäßwandschwäche und möglicher Organruptur vor.
• Marfan-Syndrom Marfan-Syndrom Marfan-Syndrom: autosomal-dominante Bindegewebserkrankung, die durch eine FBN1 -Genmutation auf Chromosom Chromosom Grundbegriffe der Genetik 15 verursacht wird. Das Marfan-Syndrom Marfan-Syndrom Marfan-Syndrom führt zu einem Defekt des Fibrillins, das für die physiologische Funktion der Elastinfasern notwendig ist. Die Patient*innen haben eine große Statur, eine vergrößerte Spannweite, ein verringertes Verhältnis von Oberkörper zu Unterkörper, Linsenluxation nach oben und temporal, Aortenaneurysma und Thoraxanomalien (z.B. Pectus excavum oder Pectus carinatum).