Persönlichkeitsstörungen sind ich-syntone Verhaltensweisen, die in der Kindheit oder Jugend beginnen und in 3 Cluster eingeteilt werden: A, B und C. Sie können die medizinische Behandlung der Patient*innen aus verschiedenen Gründen erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig, organische Ursachen für eine psychische Störung auszuschließen (z. B. endokrine Störungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Alkohol- und/oder Substanzkonsum oder andere psychische Begleiterkrankungen), bevor bei einem Patient*in eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wird. Cluster C umfasst vermeidende, abhängige und zwanghafte Persönlichkeitsstörungen, deren Verhalten als ängstlich und besorgt beschrieben werden können. <br> Hinweis: In der ICD-11 wird die Einteilung der Persönlichkeitsstörung in die klassischen Typen nicht mehr angewendet. Stattdessen werden unter dem übergeordneten Krankheitsbild der Persönlichkeitsstörung individuelle Funktionsbeeinträchtigungen, deren Schwere bzw. Ausmaß und bestimmte Persönlichkeitsmerkmale zur Diagnose herangezogen. Lesen Sie hierzu mehr im Abschnitt zu Persönlichkeitsstörungen in der ICD-11.
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Medizin ➜
Wesentliche Merkmale
Risikofaktoren
Therapie
Klinische Bezüge
Wesentliche Merkmale
Risikofaktoren
Therapie
Klinische Bezüge
Wesentliche Merkmale
Risikofaktoren
Therapie
Klinische Bezüge
Cluster-C-Störung | Vermeidend | Abhängig | Zwanghaft |
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Wesentliche Merkmale | Unfreiwilliger sozialer Rückzug aus Angst vor Kritik und Ablehnung |
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Verteidigungsmechanismus | K.A. | Regression | K.A. |
Differentialdiagnosen |
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Zwangsstörungen Zwangsstörungen Zwangsstörungen (OCD) und andere verwandte Störungen (z. B. Hortungsstörungen) |
Therapie | Psychotherapie Psychotherapie Psychotherapie (erste Wahl) mit niedrig dosierter Pharmakotherapie für die entsprechenden Symptome (z. B. Anxiolytika, Antidepressiva, Stimmungsstabilisatoren) | Psychotherapie Psychotherapie Psychotherapie (erste Wahl) mit niedrig dosierter Pharmakotherapie für die entsprechenden Symptome (z. B. Anxiolytika, Antidepressiva, Stimmungsstabilisatoren) | Psychotherapie Psychotherapie Psychotherapie (erste Wahl) mit niedrig dosierter Pharmakotherapie für die entsprechenden Symptome (z. B. Anxiolytika, Antidepressiva, Stimmungsstabilisatoren) |
Epidemiologie | Frauen* > Männer* | Frauen* > Männer* | Männer* > Frauen* |
Beispiel | Eine 22-jährige Studentin* möchte sich für das Volleyballteam bewerben, hat aber Angst, nicht angenommen zu werden und bleibt deshalb zu Hause. | Eine Ehefrau* überlässt die Entscheidung über ihre medizinische Behandlung ihrem Ehemann*, der in der Vergangenheit die Ehefrau* misshandelt hat. | Ein 42-jähriger Mann* hat eine alphabetisch geordnete Baseballkartensammlung, eine farblich sortierte Sockenschublade und eine nach Erscheinungsjahren geordnete Bibliothek. |
Mit der Einführung der ICD-11 wird – in Abgrenzung zur ICD-10 – eine grundlegend andere Herangehensweise zur Diagnose der Persönlichkeitsstörung genutzt. Die Einteilung in klassische Kategorien bzw. Typen wird verlassen und stattdessen müssen einige essenzielle Kriterien berücksichtigt werden. Sind diese Diagnosekriterien erfüllt, kann man die Persönlichkeitsstörung in verschiedene Schweregrade einteilen und zusätzlich bestimmte Persönlichkeitsmerkmale beschreiben.
Diese Kriterien müssen zur Diagnosestellung erfüllt sein:
Je nachdem ob und in welchem Ausmaß die Ausprägungen der Persönlichkeitsstörung zu Stress und Beeinträchtigungen im Alltag der Betroffenen führen, kann man die Schwere der Störung in leicht, mittelgradig oder schwer einteilen. Es werden folgende Aspekte betrachtet:
Zusätzlich kann man die Persönlichkeitsstörungen noch mithilfe von fünf Merkmalen genauer charakterisieren. Dabei werden die Eigenschaften der Persönlichkeit, die am stärksten ausgeprägt sind und wesentlich zur Persönlichkeitsstörung beitragen, identifiziert. Folgende Merkmale können erfasst werden: