Analfissur

Definition und Epidemiologie

Definition

• Oberflächliche Läsion des Epithels des Analkanals (Anoderm)
• Radiär verlaufend, distal der Linea dentata
• Akute Fissuren heilen häufig spontan
• Chronische Fissuren sind definiert über eine Erkrankungsdauer > 6–8 Wochen und führen zu anhaltenden morphologischen Veränderungen

Epidemiologie

• Genaue epidemiologische Daten zur Inzidenz und Prävalenz der Analfissur existieren nicht.
  • Einzelne Studien beschrieben ein Lebenszeitrisiko von bis zu 8 %
  • USA: ca. 342.000 Neudiagnosen/Jahr
• Am häufigsten bei Säuglingen und Erwachsenen mittleren Alters
• Männer und Frauen gleichermaßen betroffen; medianes Erkrankungsalter: 40-45. LJ

Ätiologie und Pathophysiologie

Ätiologie

• Akute Fissur Fissur Generalisierte und lokalisierte Exantheme
  • Forcierte Dehnung des Analkanals (lokales Trauma) durch:
    • Große, harte Stühle als Folge von Obstipationen
    • Reizende Stühle bei Diarrhö
    • Analverkehr
  • Andere Ursachen:
    • Abführmittel-Abusus
    • Dammrisse 3. oder 4. Grades bei Geburt
• Chronische Fissur Fissur Generalisierte und lokalisierte Exantheme (aufgrund einer Grunderkrankung, meist sekundäre Folge)
  • Unvollständig kurierte Analfissuren
  • Vorherige Analoperation (z.B. bei Stenose des Analkanals)
  • Morbus Crohn Morbus Crohn Morbus Crohn
  • Infektionen
    • Tuberkulose Tuberkulose Tuberkulose
    • HIV HIV Retroviren: HIV
    • Chlamydien Chlamydien Chlamydien
    • Syphilis Syphilis Syphilis
  • Leukämie
  • Analkarzinom (meist Plattenepithelkarzinome)

Pathophysiologie

• Lage: 90 % posteriore Mittellinie, 10 % anteriore Mittellinie
  • Die meisten Fissuren an der posterioren Mittellinie entstehen durch:
    • Scherkräfte beim Stuhlgang
    • Verminderte Elastizität des Analepithels
    • Erhöhter Tonus der longitudinalen Muskulatur
  • Die meisten Fissuren an der anterioren Mittellinie treten bei der vaginalen Entbindung auf.
  • Wenn die Analfissur nicht im Bereich der Mittellinie liegt, ist an weitere Ursachen wie Morbus Crohn Morbus Crohn Morbus Crohn, Infektionen oder Analkrebs Analkrebs Analkarzinom zu denken.
• Häufig wiederholte Verletzungen durch:
  • Lokales Trauma
  • Anale Hypertonie Hypertonie Arterielle Hypertonie
    • Eine schmerzbedingte Tonussteigerung der Analmuskulatur verursacht weitere Fissuren.
  • Schließmuskelkrämpfe
    • Stören den Heilungsprozess an Wundrändern und führen zu weiteren Fissuren
  • Gefäßinsuffizienz durch:
    • Erhöhten Schließmuskeltonus
    • Verminderte Perfusion der weiträumigen Umgebung des Analkanals

Klinik

• Akute Fissur Fissur Generalisierte und lokalisierte Exantheme
  • Symptome: < 8 Wochen
  • Anamnese:
    • Einsetzen heftiger Schmerzen nach der Defäkation Defäkation Gastrointestinale Motilität; meist über Stunden anhaltend
    • Obstipationen
    • Hämatochezie (hellrotes Blut im Stuhl)
  • Befunde der körperlichen Untersuchung:
    • Schließmuskelkrämpfe bei der digitalen rektalen Untersuchung aufgrund der Schmerzen
    • Oft oberflächlicher Riss in der Analschleimhaut
• Chronische Fissur Fissur Generalisierte und lokalisierte Exantheme
  • Symptome: Dauer > 8 Wochen
  • Befunde der körperlichen Untersuchung:
    • Hypertrophe Analpapille
    • Vorpostenfalte bzw. Wächtermarkise
    • Ulkus mit Randwall
    • Freiliegende Fasern des M. sphincter internus

Diagnostik und Therapie

Diagnostik

• Die Anamnese ist oft charakteristisch und bildet die Grundlage der Diagnose.
• Bei körperlicher Untersuchung wird sie bestätigt durch:
  • Direkte Darstellung
  • Reproduzierbare Analschmerzen durch sanfte Palpation
• Wenn die Fissur Fissur Generalisierte und lokalisierte Exantheme nicht in der Mittellinie liegt oder die Anamnese komplizierter ist, können zusätzliche Maßnahmen erforderlich sein:
  • Proktoskopie (wenn Schmerzen nachgelassen haben; im Zweifelsfall ist bei Schmerzen, die eine Proktoskopie verhindern, diese in Narkose durchzuführen, um eine sichere Diagnose zu stellen)
  • Biopsie
  • HIV-Tests
  • Stuhlkulturen
  • Koloskopie, wenn indiziert (z.B. bei Analblutung)
  • ÖGD + Koloskopie bei Verdacht auf Morbus Crohn Morbus Crohn Morbus Crohn

Therapie

• Medikamentöse Therapie
  • Ziele:
    • Verstopfung beseitigen
    • Analspasmen reduzieren
    • Vorbeugen, weiterer analer Epithelrisse
    • Heilung unterstützen
  • Weiterführende Behandlung:
    • Laxantien, Ballaststoffe, Sitzbäder
    • Topisches Nitroglycerin oder Nifedipin: erhöht den lokalen Blutfluss (durch Vasodilatation), fördert die Wundheilung Wundheilung Wundheilung und lindert Schließmuskelkrämpfe
    • Topisches Lidocain Lidocain Lokalanästhetika
    • Botulinumtoxin-Injektionen
      • Hemmt die Freisetzung von Acetylcholin (ACh)
      • Reduziert Schließmuskelkrämpfe
      • Langanhaltend (bis zu 3 Monate)
• Chirurgische Therapie
  • Therapierefraktären oder chronischen Fissuren vorbehalten
  • Chirurgische Verfahren:
    • Laterale Internus-Sphinkterotomie (LIS)
      • Am effizientesten
      • Verfahren der Wahl
      • Reduziert Schließmuskelkrämpfe → erhöht die Durchblutung und fördert die Wundheilung Wundheilung Wundheilung
      • Mit oder ohne Fissurektomie durchführbar
      • Sphinkterdilatation (wegen hoher Komplikationsraten nicht mehr häufig verwendet)

Differentialdiagnosen

• Analkarzinom: neoplastische Erkrankung, bei der sich Krebszellen im After bilden und wachsen. Zu den Symptomen gehören Blutungen aus dem Anus, Analschmerzen, anale Raumforderung oder Juckreiz. Zu den Risikofaktoren gehören höheres Alter, Infektionen wie das humane Papillomavirus ( HPV HPV Humane Papillomaviren (HPV)), wechselnde verschiedene Sexualpartner und Analverkehr. Das Analkarzinom wird durch eine Biopsie diagnostiziert. Die Behandlung kann eine Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie umfassen. Bei einer chronischen oder atypischen Analfissur muss ein Analkarzinom ausgeschlossen werden.
• Analfistel Analfistel Analfistel oder Abszess: eine pathologische Verbindung zwischen dem Epithel Epithel Epithel: Definition, Arten und Funktion – Histologie des Analkanals und einer anderen Körperhöhle. Analfisteln treten häufig aufgrund der Ausdehnung von Analabszessen auf. Zu den Symptomen zählen Analschmerzen oder abnormaler Ausfluss/Drainage. Die Behandlung erfolgt in erster Linie chirurgisch durch eine Fistulotomie. Analabszesse erzeugen eine empfindliche Raumforderung im anorektalen Bereich. Bei Analfisteln liegt ein tastbarer Fistelgang vor.
• Hämorrhoiden Hämorrhoiden Hämorrhoiden und Analvenenthrombose: Vergrößerung der Analpolster (submuköse Gefäße) am distalen Rektum Rektum Rektum und Analkanal. Abhängig von der Lage der Venen Venen Venen können Hämorrhoiden Hämorrhoiden Hämorrhoiden und Analvenenthrombose innerlich oder äußerlich vorliegen. Äußere Hämorrhoiden Hämorrhoiden Hämorrhoiden und Analvenenthrombose sind schmerzhaft, während innere Hämorrhoiden Hämorrhoiden Hämorrhoiden und Analvenenthrombose schmerzlos sind; beide Formen können bluten und bei der Untersuchung als weiche rektale Raumforderung tastbar sein. Sie werden häufig durch Verstopfungen verursacht und bei der körperlichen Untersuchung diagnostiziert. Die Behandlung beinhaltetet die Gabe von Laxantien, topischem Kortison Kortison Glukokortikoide und Anwendung von Sitzbädern. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind die Gummibandligatur oder die chirurgische Entfernung.
• Perianale Ulzerationen: Erosionen in der Perianalschleimhaut. Treten sekundär bei entzündlichen Darmerkrankungen, insbesondere Morbus Crohn Morbus Crohn Morbus Crohn, Infektionen und Krebs auf. Symptome sind Schmerzen, Blutungen und Erosionen der Schleimhaut. Die Behandlung zielt auf die ursächliche Erkrankung ab. Perianale Ulzerationen unterscheiden sich bei der körperlichen Untersuchung von Analfissuren durch tiefere Erosionen der Schleimhaut und Hinweise auf eine andere ursächliche Erkrankung.